Anhaltend niedriges Qualifikationsniveau bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund

Das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen (IAQ) hat den Mikrozensus 2012 hinsichtlich des Qualifikationsniveaus von jungen Menschen mit Migrationshintergrund (20-30 Jahre) ausgewertet. ## Aus den Ergebnissen des Mikrozensus 2012 geht hervor, dass die jüngere Bevölkerung mit Migrationshintergrund unverändert ein schlechteres Bildungsniveau aufweist als die Vergleichsgruppe ohne Migrationshintergrund.
## Während bei den 20 bis 30-jährigen ohne Migrationshintergrund bereits über 46 % eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, beträgt dieser Anteil bei den Gleichaltrigen mit Migrationshintergrund lediglich 32 % und liegt damit knapp ein Drittel niedriger.
## Besonders auffällig ist die Situation der Personen ohne einen beruflichen Bildungsabschluss. Während 36 % der 20 bis 30-jährigen ohne Migrationshintergrund noch keinen beruflichen Bildungsabschluss haben, sinkt der Anteil bei den 30 bis 40-jährigen auf knapp 10 %. Bei den jüngeren mit Migrationshintergrund ist die Situation auf den ersten Blick um einiges besorgniserregender. Hier besitzen über 52 % der 20 bis 30-jährigen keinen beruflichen Abschluss.
## Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Statistik über fehlende berufliche Bildungsabschlüsse auch diejenigen ausweist, die sich noch in der Ausbildung oder im Studium befinden. Bereinigt man diesen Wert um die genannten Faktoren ergibt sich ein differenzierteres Bild. Demnach besitzen bei den 20 bis 30-jährigen ohne Migrationshintergrund lediglich knapp 11 % keinen beruflichen Abschluss und streben auch keinen an. Bei den jüngeren Altersgruppen mit Migrationshintergrund sinkt der Anteil der Personen ohne beruflichen Bildungsabschluss ebenfalls, bleibt aber verhältnismäßig hoch. So haben noch über 26 % der 20 bis 30-jährigen weder einen beruflichen Bildungsabschluss noch streben sie zurzeit einen an.
## Umgekehrt zeigt sich ein deutlich positiveres Bild bei den Akademikern. Sowohl bei den 20 bis 30-jährigen mit als auch ohne Migrationshintergrund liegt der Akademikeranteil bei etwas mehr als 10 %.
Als Erörterung führt das IAQ an, dass das Problem bereits im Erreichen eines allgemein-bildenden Schulabschlusses liege. Bei den 20 bis 30-jährigen ohne Migrationshintergrund besäßen lediglich 2,3 % keinen allgemeinen Schulabschluss, während es bei der gleichen Altersgruppe mit Migrationshintergrund mit 6 % zwar nicht besorgniserregend ist, aber trotzdem fast dreimal so viele sind.
Auffällig ist zudem der jeweilige Anteil mit Hauptschulabschluss. Bei den 20 bis 30-jährigen mit Migrationshintergrund haben 24 % eine Hauptschule erfolgreich absolviert. Bei den beiden jüngeren Altersgruppen ohne Migrationshintergrund sind es dagegen nur 16 % bei den 20 bis 30-jährigen, die einen Hauptschulabschluss vorweisen können.
Diese Unterschiede lassen sich zum einen mit zum Teil vorhandenen sprachlichen Problemen erklären. Insbesondere wenn die Eltern bereits Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, wirkt sich das auch auf die Kinder aus und stellt ein großes Hemmnis in der schulischen und beruflichen Laufbahn dar.
Andererseits hängt der Bildungsgrad in Deutschland immer noch sehr stark von der sozialen Herkunft ab. Schüler, deren Eltern aus sogenannten bildungsfernen Schichten stammen oder einen Migrationshintergrund besitzen, haben es im Vergleich mit anderen Industrienationen immer noch deutlich schwerer einen höheren Bildungsabschluss zu erzielen, als Schüler, deren Eltern einen höheren Bildungsabschluss und keinen Migrationshintergrund besitzen.
Hinzu kommt eine schwierige Ausbildungsmarktsituation in den vergangenen 10 Jahren. Vor allem zwischen 2002 und 2007 kam es aufgrund einer erhöhten Nachfrage zu einem Überhang an Bewerbern, wodurch es gerade niedriger qualifizierte besonders schwer hatten einen Ausbildungsplatz zu finden, wovon Personen mit Migrationshintergrund wiederum überproportional betroffen waren.
Letztlich hängen heutzutage die Berufschancen viel enger als in früheren Jahrzehnten mit dem erworbenen Bildungsniveau zusammen. Durch die höheren Bildungsabschlüsse wächst nicht nur die Zahl der Studierenden an den Hochschulen an, sondern auch die Anzahl der Abiturienten in der beruflichen Ausbildung. “

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Quelle: Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen

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