Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus unter deutschen Jugendlichen

PRÄVENTION UND AUFKLÄRUNG SIND UNERLÄSSLICH Brandenburgs Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit hatte im Rahmen des Landtagswahlkampfes vor einer langfristigen Etablierung von Rechtsextremisten im vorpolitischen Raum und in den Kommunen gewarnt. In mehreren Regionen versuchten Rechtsextremisten durch Gründung von Wohlfahrtsverbänden an Einfluss zu gewinnen. Der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Brandenburg, Andreas Kaczynski, führte den Verein „Herz für Deutschland“ in Belzig an. Dieser versorge unter anderem über eine „Tafel“ bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und strebe die Aufnahme in den Wohlfahrtsverband an. Dieses konnte nur mit Mühe verhindert werden. Auch wenn Rechtsextreme versuchen, sich ein gut bürgerliches Erscheinungsbild zu geben und ihrem schlechten Image in der Öffentlichkeit mit ehrenamtlichem Engagement etwas entgegen zu setzen, ist ihre menschenverachtende Grundeinstellung nicht weg zu leugnen. Erschreckend sind Erkenntnisse einer deutschlandweiten repräsentativen Dunkelfeldbefragung unter Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe. Befragt wurden 20.604 Jugendliche zu Gewaltverhalten, ausländerfeindlichen Einstellungen und rechtsextremen Verhalten. Die Erhebung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und dem Bundesministerium des Inneren wurde in den Jahren 2007 und 2008 in 61 Landkreisen und kreisfreien Städten durchgeführt. Die Jugendlichen wurden nach ihrer Zustimmung zu vorgegebenen Aussagen befragt. Große Zustimmung erhielt die Aussage, dass die in Deutschland lebenden Ausländer ihren Lebensstil besser an den der Deutschen anpassen sollten. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen (57,2%) äußerte sich zustimmend. Ein hohes Maß an Zustimmung erhielt auch die Aussage, dass die in Deutschland lebenden Ausländer keine Bereicherung für die Kultur darstellen und die meisten kriminell sind. Auch wollten die meisten Schüler und Schülerinnen, dass die in Deutschland lebenden Ausländer bei Arbeitsplatzknappheit in ihre Herkunftsländer zurück geschickt werden sollten. Dahin gegen lehnten mehr als drei Viertel der Jugendlichen die Aussage ab, dass man den Ausländern in Deutschland jegliche politische Betätigung untersagen sollte und diese ihre Ehepartner nur unter sich auswählen sollten (78,4% Ablehnung dieser Aussage). Die Auswertung aller Aussagen der Jugendlichen wurden kategorisiert und miteinander in Bezug gesetzt. Demnach lassen sich die Befragten in drei Gruppen einteilen: 1) diejenigen, die Aussagen mit fremdenfeindlichem Charakter ablehnen, 2) diejenigen, die ihnen eher zustimmen und 3) diejenigen, die den Aussagen sehr zustimmen. Als sehr ausländerfeindlich stuft die Untersuchung nach dieser Kategorisierung 14,4% der befragten Schüler und Schülerinnen ein. 26,2% gelten demnach als eher ausländerfeindlich und 59,4% als nicht ausländerfeindlich. Im Vergleich zur deutschen Erwachsenenbevölkerung (ab 18 Jahren) fällt die Ausländerfeindlichkeit unter den Jugendlichen höher aus, scheint also weiter verbreitet zu sein. Bezug nehmend auf den ALLBUS 2006 lässt sich feststellen, dass 9,8% der deutschen Erwachsenen sehr ausländerfeindlich und 27% eher ausländerfeindlich sind. Bei den Befragten Schülern und Schülerinnen ist hinsichtlich der Ausprägung der ausländerfeindlichen Einstellungen nach Geschlecht und Bildungsniveau zu unterscheiden. Etwas doppelt so viele Jungen wie Mädchen sind als sehr ausländerfeindlich einzustufen (19% zu 9,6%). Im Bereich der mittleren Zustimmung zu rechtsextremem Verhalten und ausländerfeindlichen Aussagen unterscheiden sich die Geschlechter nur geringfügig voneinander (27,4% zu 24,9%). Die Ausprägung ausländerfeindlicher Einstellungen unterscheidet sich deutlich zwischen en besuchten Schultypen. Der höchste Anteil an sehr ausländerfeindlichen Jugendlichen lässt sich unter den Hauptschülern/-innen festmachen (23,1%). Förderschüler/innen sind mit 20,1% sehr ausländerfeindlich eingestellt. Gymnasiasten und Waldorfschüler weisen den geringsten Anteil auf (6,8%, Realschule: 16,1%, Gesamtschule: 17,8%). Bei den Jugendlichen, die eher ausländerfeindlichen Aussagen zustimmen, ist der Unterschied hinsichtlich des Bildungsniveaus weniger ausgeprägt. Mit einem höheren Bildungsgrad nimmt die Befürwortung rechtsextremistischer Aussagen ab. Die Befragungsergebnisse zeigen: Gerade junge Menschen sind empfänglich für die Botschaften aus der rechten Szene. Vor allem mittels Nutzung moderner Medien suchen Nazis den Kontakt zu Jugendlichen. Das Internet ist zu einem der wichtigsten Propagandainstrumente der Rechtsextremen geworden. Modern, ansprechend, teilweise unauffällig wenden sie sich mit ausländerfeindlichen und demokratiefeindlichen Botschaften an jugendliche Internet-User und versuchen sie mit ihren Angeboten für sich zu gewinnen. Aufklärung und Sensibilisierung der Schüler und Schülerinnen ist dringend erforderlich. Für de medienpädagogische Präventionsarbeit hat jugendschutz.net eine Broschüre herausgegeben, die sich speziell an Jugendliche im Alter von 12 – 15 Jahren richtet. Verpackt in die Geschichte einer jugendlichen Clique werden verschiedene Facetten des heutigen Rechtsextremismus thematisiert, gleichzeitig Strategien und Argumente geliefert, wie sich Jugendliche gegen rechte Beeinflussungen zur Wehr setzen können. Die Broschüre „Klickt’s? Geh Nazis nicht ins Netz“ ist bei jugenschutz.net oder den Landeszentralen für politische Bildung erhältlich. “ Einen ausführlichen Aufsatz zu der Untersuchung rechtsradikaler Einstellungen deutscher Schüler und Schülerinnen entnehmen Sie bitte der Zeitschrift ‚forum krininalprävention‘ 3/2009.

http://jugendschutz.net
http://www.forum-kriminalpraevention.de

Quelle: Katholische Nachrichten Agentur forum Kriminalprävention 3/2009 jugendschutz.net

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