LAGE AUF DEM AUSBILDUNGSSTELLENMARKT „Die Bundesagentur für Arbeit und die Partner des Ausbildungspaktes haben für das Berufsberatungsjahr 2008/2009 eine positive Bilanz gezogen. Ende September habe es erneut mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als unversorgte Jugendliche gegeben. Im Jahr 2008/2009 sei die Anzahl der Bewerber/-innen im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent zurückgegangen, so die Paktpartner. Laut Ausbildungsplatzstatistik der Arbeitsagentur stehen 17.300 unbesetzte Stellen 9.600 unversorgte Bewerber/-innen gegenüber. Somit hätte rein rechnerisch das Angebot die Nachfrage überstiegen. Von Oktober 2008 bis September 2009 wurden der Ausbildungsvermittlung der BA und der Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) insgesamt 475.400 Ausbildungsstellen gemeldet, dies sind 36.200 oder 7,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aber trotz deutlicher Rezession lediglich 6,9 Prozent weniger als zur Boomphase 2006/2007. Der Rückgang betraf sowohl die betrieblichen als auch die außerbetrieblichen Ausbildungsstellen (-24.200 auf 408.400 Stellen bzw. -11.900 auf 67.000 Stellen). Dabei zeigen sich deutliche Unterscheide zwischen den westlichen und den östlichen Bundesländern. In Westdeutschland wurden insgesamt 381.500 (-20.300 bzw. -5,1 Prozent) und in Ostdeutschland 93.600 Stellen (-15.900 bzw. -14,5 Prozent) gemeldet. Die rückläufige Zahl der Ausbildungsstellen korrespondiert mit der Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Als Ursache für die positive Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt nennt die Bundesagentur u.a. – der demografische Wandel, – eine zunehmende Tendenz zu höheren Schulabschlüssen, die zu einem längeren Verbleib im Schulsystem führt – die verstärkten und intensiven Bemühungen um die „Altbewerber“ – die Ausweitung von Maßnahmen zur Berufsorientierung. Besonders stolz zu sein scheint man auf die Förderung der „Altbewerber“. 2008 waren 320.500 Bewerber/-innen aus früheren Schuljahren gemeldet. Aktuell seien es noch 243.800. Damit sei der Anteil der „Altbewerber“ deutlich gesunken. Genau an dieser Stelle setzt die Kritik der Gewerkschaften und der politischen Opposition an. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) werfen den Paktpartnern vor, eine geschönte Ausbildungspaltzstatistik als Grundlage ihrer Euphorie zu nutzen. Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben und sich in Maßnahmen des Übergangssystems befinden, werden in der Statistik nicht mehr abgebildet. Sie gelten als „versorgt“ und finden unter den Ausbildungsplatzsuchenden keine Berücksichtigung mehr. Nur so sei es möglich, eine derart positive Bilanz ziehen zu können, finden GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne und Stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Während der Pakt eine entspannte Lage auf dem Ausbildungsmarkt verkünde, hätten tatsächlich im zu Ende gegangenen Beratungsjahr über 100.000 Jugendliche keine Lehrstelle gefunden. Im Alter von 20 bis 29 Jahren verfügen 1,5 Millionen Menschen über keine abgeschlossene Ausbildung. Damit sich das ändert fordert die Oppositonspolitikerin Priska Hinz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) von der neuen Regierung eine Reform des Berufsbildungssystems. Benötigt wird ein konjunkturunabhängiges System das für eine qualifizierte Berufsausbildung aller Jugendlichen sorgt. Dazu müsse die duale Ausbildung modernisiert und an neue Herausforderung angepasst werden. “
Quelle: BA, Bundesregierung, GEW, DGB, Priska Hinz