Botschaft angekommen- am Ende der Konsultation Migration und Mobilität

EUROPAKONFERENZ ZU DEN ERGEBNISSEN DES KONSULTATIONSVERFAHRENS ‚MIGRATION UND MOBILITÄT‘ Bis Ende 2008 lief der Konsultationsprozess der EU zum Grünbuch ‚Migration und Mobilität: Chancen und Herausforderungen für die EU-Bildungssysteme‘. Insgesamt gingen 101 Antworten ein, darunter auch eine Stellungnahme der BAG KJS. ‚Förderung von Sprachlernen‘ und ‚Durchlässigkeit von Bildungssystemen‘ sind zwei wesentliche Aspekte, wodurch alle Mitgliedsstaaten in der EU aktuelle Mobilitätsbewegungen von jugendlichen Migranten unterstützen könnten. Diese zwei Punkte hatte auch die BAG KJS als wesentliche Aspekte in ihrer Stellungnahme zum Konsultationsverfahren aufgegriffen – allerdings nicht nur bezogen auf das formale Bildungssystem. Die Bedeutung informeller Bereiche sowie die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft wurden durch kritische Nachfragen der Teilnehmenden auch auf der Konferenz deutlich. Details der Ergebnisse der Konsultation wurden im Rahmen einer Europakonferenz präsentiert. Sie sind in der nachstehenden Zusammenfassung der Konferenz beschrieben, die uns Jana Hoffmann, z.Zt. Trainee in der Hauptvertretung des deutschen Caritasverbandes in Brüssel, dankenswerterweise zur Verfügung stellt. Der Schlusspunkt der Konsultation bedeutet nicht das Ende der Beschäftigung mit der Thematik ‚Migration und Mobilität‘, die letztendlich Fragen von Migration und gelingender Integration aufwirft. Somit ist die Kommission zu unterstützen, das Thema zum Prioritätsthema der Ziele 2020 zu machen – bleibt die Frage: warum so spät? „Konferenz „Migration und Mobilität: Herausforderungen und Chancen für die EU-Bildungssysteme“ in Brüssel (20.10.2009) Zu der Konferenz „Migration und Mobilität: Herausforderungen und Chancen für die EU-Bildungssysteme“ hatte die Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommis-sion am 20. Oktober in Brüssel eingeladen. Anlass war die Auswertung der Ergebnisse der 101 eingegangenen Beiträge zur Konsultation des Grünbuchs der Kommission vom 03. Juli 2009. An dieser hatten sich neben vielen anderen Nichtregierungsorganisationen und Bil-dungseinrichtungen auch die BAG der Katholischen Jugendsozialarbeit (KJS) und der Deut-sche Caritasverband e.V. beteiligt, um zu den politischen Herausforderungen im Bereich Migration und Bildung in Europa Stellung zu beziehen. Die Kommission bewertete die Ge-samtheit der Beiträge als qualitativ hochwertig. Folgende politische Aspekte wurden von der Mehrzahl der TeilnehmerInnen angesprochen und auf der Konferenz diskutiert: • Spracherwerb und kontinuierliche Sprachförderung • Miteinbeziehung der Eltern, Partnerschaften mit Familie und Gemeinde • Intensivierung und Anpassung der Ausbildung von Lehrkräften • Interkulturelle Erziehung in den Schulen • Vorschulförderung • Zusätzliche Unterstützung durch Mentoring, auch psychologische Unterstützung Die zentrale Botschaft der Auswertung ist, dass alle EU-Mitgliedstaaten sich der Herausfor-derung gegenübersehen, ihr Schulsystem an die durch die Zuwanderung verursachten Veränderungen anpassen zu müssen. Als größter Risikofaktor wird die Konzentration von Migrantenkindern gesehen. Auf europäischer Ebene sollten der Ansicht der TeilnehmerInnen nach folgende Aspekte behandelt werden: • bessere Koordinierung von Bildungs- und Sozialpolitik • stärkeres Bemühen um Fairness und Chancengleichheit in der Bildung • Maßnahmen gegen schulische Segregation und gezielte Unterstützung „schwächerer“ Schulen Zu Beginn der Konferenz stellte Prof. Dr. Friedrich Heckmann von der Universität Bamberg einleitend die 16 Empfehlungen aus seiner veröffentlichten Studie „Education and Migration“ vor, welche sowohl dem Grünbuch als auch der Diskussion auf der Konferenz als Grundlage dienten. Die Schwerpunktthemen, die auch in den drei Workshops bearbeitetet wurden, waren: • Maßnahmen zur Integration von Neuankömmlingen in der Schule • die Rolle des interkulturellen Lernens sowie • die Rolle der Sprachen. Ein kontrovers diskutiertes Thema war der Sprachenerwerb. In Europa und in der Wissenschaft herrscht weiterhin Uneinigkeit über die Bedeutung der Muttersprache und der Beherr-schung der Sprache des Gastlandes sowie der Förderung der Zweisprachigkeit. Allgemein verfolgte der Austausch auf der Konferenz einen positiven Ansatz, welcher eine Verschiebung des Fokus von Defiziten auf Potenziale der Kinder mit Migrationshintergrund vorsieht. Die vortragenden Wissenschaftler und EU-VertreterInnen sprachen sich für soziale Gerechtigkeit im Bildungsbereich aus und schlugen den Bogen zur Stabilisierung der Demo-kratie und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der EU durch die Nutzung der Potenziale von MigrationsbürgerInnen. Noch immer seien Kinder mit Migrationshintergrund konfrontiert mit Ausgrenzung und starker Benachteiligung innerhalb der Ausbildung, so Frau Odile Quin-tin, Generaldirektorin der Generaldirektion Bildung und Kultur. In der auszubauenden wis-sensbasierten Gesellschaft sei sozial nichts verheerender als ein Schulabbruch aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse. Um Chancen zu gewähren, müssten nicht die Schüler sich an das System anpassen, sondern die Schulen in Europa an die Schüler. Adam Pokorny, Leiter der Generaldirektion Bildung und Kultur, sagte: „Wir können es uns nicht leisten, so viele Talente zu vergeuden.“ Wortmeldungen verschiedener KonferenzteilnehmerInnen zufolge, wurden wesentliche Aspekte auf der Konferenz vernachlässigt. So wurde zum einen kritisch angemerkt, dass die bedeutende Rolle des informellen Bereichs und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft zu wenig in die Diskussion mit einbezogen worden seien. Zum anderen habe es an einem Blick über die schulische Bildung hinaus und somit auf den Übergang von Schule in den Beruf für Jugendliche mit Migrationshintergrund gemangelt. Zudem sei es wünschenswert, dass künftig die jungen Menschen selbst gefragt und an der politischen Diskussion beteiligt würden. Die Vertreterin der Generaldirektion Justiz und Inneres Diane Schmitt verwies in ihrem Vor-trag auf die Aktivitäten der Kommission im Bereich Migration und Integration. So ist die Eu-ropäische Webseite für Integration (www.integration.eu) im Ausbau und ab November wird ein neues Forum eingerichtet, welches den europäischen Austausch in diesem Politikfeld fördern soll. Weiterhin ist das dritte Handbuch für die Praxis mit dem Themenschwerpunkt „Jugend“ in Arbeit, das im Jahr 2010 veröffentlicht wird. Mit der Konferenz ist die öffentliche Konsultation nun abgeschlossen. Einer der nächsten Schritte der Kommission besteht darin, das Thema „Migration und Mobilität“ zum Prioritäts-thema der Ziele 2020 zu machen. Die Aufgabe der EU besteht nun darin, die Bemühungen der Mitgliedstaaten um eine gute Politik in diesem Bereich zu unterstützen und die Diskussi-on und den Meinungsaustausch zum Thema auf europäischer Ebene weiter zu fördern.“ Die Konferenzergebnisse wurden zusammengestellt von Jana Hoffmann, Trainee in der DCV Hauptvertretung Brüssel. Die Stellungnahme der BAG KJS zum Konsultationsverfahren steht im Anhang zum Download bereit. Weitere Informationen zum Grünbuch und der Konferenz sowie Allgemeine Informationen und Materialien zum Thema Migration und Integration entnehmen Sie bitte den aufgeführten Links.

http://ec.europa.eu/education/focus/focus842_en.htm
http://ec.europa.eu/justice_home/fsj/immigration/integration/fsj_immigration_integration_de.htm

Quelle: DCV Hauptvertretung Brüssel Caritasverband für die Diözese Trier

Dokumente: Stellungnahme_KJS_Migration_Gruenbuch_EU_pdf.pdf

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