Arbeitskräftemobilität in Thüringen

Die Mobilität von Arbeitskräften trägt dazu bei, unterschiedliche räumliche Verteilung von Arbeitskräften und Arbeitsplätzen anszugleichen. In den vergangenen Jahren beklagten viele der östlichen Bundesländer eine Abwanderung ihrer Bürger. Der demografische Wandel einerseits, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise andererseits beeinflussen die Mobilität von Arbeitskräften in den Neuen Ländern in besonderem Maße.

Ingrid Dietrich und Birgit Fritzsche untersuchten für das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Situation in Thüringen.

“ Im Jahr 2009 kam die globale Wirtschafts- und Finanzkrise in Thüringen an. Das Bruttoinlandsprodukt verringerte sich gegenüber dem Vorjahr preisbereinigt um 4,3 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort in Thüringen sank im Vergleich zum Vorjahr um 14.000 Personen oder 1,9 Prozent auf 722.800. … ## Im Jahr 2009 arbeiteten 127.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Wohnort in Thüringen in einem anderen Bundesland, das waren 2.600 weniger als im Vorjahr. Die Auspendlerquote betrug 15,9 Prozent, sie blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert. Das bedeutete, dass rund ein Sechstel der in Thüringen wohnenden Arbeitskräfte nicht in der regionalen Wirtschaft beschäftigt war. Rund drei Viertel dieser Arbeitnehmer pendelten in die westdeutschen Länder, darunter 28 Prozent in das benachbarte Bayern.
## Der Zuwachs der Zahl der Einpendler nach Thüringen in den vergangenen fünf Jahren kam 2009 zum Stillstand. 47.500 Arbeitskräfte aus anderen Bundesländern und dem Ausland arbeiteten in Thüringer Unternehmen. Knapp zwei Drittel der Einpendler kamen aus den neuen Bundesländern, hauptsächlich aus dem angrenzenden Sachsen. Die Einpendlerquote stieg auf 6,6 Prozent. …
## Die Strukturanalyse der Pendler ergab deutliche Unterschiede im Pendelverhalten einzelner Personengruppen. Wie die geschlechtsspezifischen Pendlerquoten zeigten, waren Männer deutlich mobiler als Frauen (Auspendlerquote: Männer 20,1 Prozent, Frauen 11,2 Prozent; Einpendlerquote: Männer 8,7 Prozent, Frauen 4,4 Prozent).
## Überdurchschnittlich häufig arbeiteten Beschäftigte der Altersgruppen 15 bis 24 Jahre und 25 bis 49 Jahre in einem anderen Bundesland. Unter den Einpendlern waren die 25- bis 49-Jährigen ebenfalls überdurchschnittlich häufig vertreten. … Weiterhin fiel auf, dass geringqualifizierte Arbeitskräfte eine überdurchschnittliche Mobilität zeigten (Auspendlerquote 18,4 Prozent). …
## Nahezu zwei Drittel (512.000 Personen oder 63,8 Prozent) der in Thüringen wohnenden Beschäftigten pendelten über die Gemeindegrenze, um entweder in einer anderen Gemeinde desselben Landkreises (24,6 Prozent) oder in einem anderen Kreis (23,3 Prozent) oder in einem anderen Bundesland (15,9 Prozent) zu arbeiten. …
## Von den in Thüringen wohnenden Auszubildenden absolvierten 37.800 oder 86,3 Prozent ihre berufliche Ausbildung im Land, während 6.000 oder 13,7 Prozent in ein anderes Bundesland pendelten. Die wichtigste Zielregion war wie in den Vorjahren das Nachbarland Bayern, gefolgt von Hessen und Sachsen. Mit einer Auspendlerquote von 16,4 Prozent waren junge Frauen überdurchschnittlich häufig mobil.
## Die Zahl der Einpendler, die in Thüringen eine Berufsausbildung absolvierten, erhöhte sich im Jahr 2009 leicht gegenüber dem Vorjahr. Die 2.300 Auszubildenden kamen mehrheitlich aus den ostdeutschen Ländern einschließlich Berlin. Der Auspendlerüber-schuss betrug 3.700 Personen. Ziele der Einpendler waren in erster Linie die kreisfreien Städte Erfurt, Gera und Jena, aber auch Unternehmensstandorte in den Landkreisen Altenburger Land, Sonneberg, Nordhausen, Greiz, Wartburgkreis und Saale-Holzland-Kreis. „

http://www.iab.de/242/section.aspx/Publikation/k110127n04

Quelle: IAB-Regional 4/2010

Dokumente: IAB_Pendlerbericht_Thueringen.pdf

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