DLT: ‚Für Jugendliche aus Alg II-Familien lehnen die Agenturen die Berufsberatung ab‘

Pressemitteilung des Deutschen Landkreistages vom 09. März 2005: “ … ‚Bei der Umsetzung von Hartz IV ist besonderes Augenmerk auf die unter 25-Jährigen zu richten. Eine unterschiedliche Behandlung von Jugendlichen aus Alg II-Familien gegenüber Jugendlichen aus anderen Familien darf dabei nicht erfolgen. Die gegenwärtige Praxis mancher Agenturen für Arbeit, die Jugendliche aus Alg II-Familien zurückweisen, stigmatisiert die Jugendlichen. Das lehnen wir nachdrücklich ab“, sagte der Präsident des Deutschen Landkreistages, Landrat Hans Jörg Duppré (Südwestpfalz), in Berlin. Der Deutsche Landkreistag, kommunaler Spitzenverband der 323 deutschen Landkreise, machte auf ein weiteres Umsetzungsproblem bei Hartz IV aufmerksam: Die Agenturen für Arbeit bieten gegenwärtig in den Schulen wie jedes Jahr die Berufsberatung an. Dabei zeigt sich ein beschämendes Schauspiel. Verschiedene Agenturen nehmen dabei eine Auswahl der jungen Menschen nach Alg II-Familien und anderen Familien vor. Für Jugendliche aus Alg II-Familien lehnen die Agenturen die Berufsberatung ab. Sie seien für die Vermittlung dieser Jugendlichen nicht zuständig. Ähnliches zeigt sich beim Ausbildungsplatzangebot der Agenturen für Arbeit. Dieses wird Jugendlichen aus Alg II-Familien nicht zugänglich gemacht, sondern für die „originäre“ Klientel der Agenturen für Arbeit genutzt. „… Auffällig ist, dass die Agenturen für Arbeit dies vor allem in den Optionskommunen, die Hartz IV in eigener Verantwortung umsetzen, so handhaben. …“, bemerkte Verbandspräsident Duppré. „Hier steuern die Agenturen offenbar wieder einmal eine unzulässige Benachteiligung der Optionskommunen an. … Die Berufsberatung gehört zu den originären Aufgaben der Agenturen für Arbeit, für Jugendliche aus Alg II- Familien ebenso wie für Jugendliche aus anderen Familien. Das Hin- und Herschieben geht zu Lasten der Jugendlichen. Das machen die Landkreise nicht mit.“ Auch muss das Arbeitsplatzangebot, das die Unternehmen den Agenturen für Arbeit melden, allen Jugendlichen zur Verfügung stehen, egal aus welchen Familien sie kommen. „Die Stigmatisierung von Alg II-Jugendlichen birgt eine gesellschaftspolitische Brisanz, die wir im Keim ersticken müssen“, sagte Landrat Duppré abschließend. “

http://www.kreise.de/landkreistag/dlt-aktuell/pressetexte/pt-05-03-09a.htm

Quelle: Deutscher Landkreistag: ‚Jugendliche aus Alg II-Familien dürfen nicht stigmatisiert werden‘, Berlin, 09. März 2005

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