JUGEND IN AKTION: Kurzinterview mit Peter Fricke, BMFSFJ

Dr. Peter Fricke, Leiter der Abteilung Kinder und Jugend im Bundesjugendministerium (BMFSFJ), in einem Interview zum Entwurf der EU-Kommission für das Nachfolgeprogramm JUGEND IN AKTION ab 2007: “ … Der neue Programmentwurf „JUGEND in Aktion“ gefällt mir gut. Besonders begrüße ich, dass die Zielsetzungen des neuen Programms mehr als bisher auf die Förderung der aktiven europäischen Bürgerschaft, der Herausbildung europäischer Werte und der Entwicklung einer europäischen Zivilgesellschaft ausgerichtet sind. Dies unterstreicht übrigens einmal mehr die Bedeutung nicht-formalen Lernens in der internationalen Jugendarbeit. Insofern ist es nur folgerichtig, bis zum Start des neuen Programms auch entsprechende Formate für die Anerkennung außerschulischer und informeller Bildungserfahrungen junger Menschen zu entwickeln. Mit Hilfe dieses neuen Programms sollte es gelingen, „Jugendpolitik in Europa“ noch ein Stück weit sichtbarer zu machen, noch mehr junge Menschen zu erreichen und die Qualität internationaler Jugendarbeit weiter zu steigern. … Die spezifischen Aktionslinien des Programmentwurfs bewerten wir positiv. Wir sehen hinreichend Raum für Fortentwicklungen. Es ist richtig, dass der Schwerpunkt wieder auf den ersten beiden Aktionslinien (Jugendbegegnungen und Europäischer Freiwilligendienst) liegen soll. Dabei sollte allerdings auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den kurz- und langfristigen Möglichkeiten der Beteiligung Jugendlicher geachtet werden. Mir gefallen insbesondere die neue Aktion „Unterstützung der politischen Zusammenarbeit“ und die verschiedenen Formen der aktiven Beteiligung Jugendlicher am demokratischen Leben, die im neuen Programm geschaffen werden. … Ich halte zum Beispiel den neuen „Europäischen Freiwilligendienst für Gruppen“ für sehr sinnvoll, dabei ist aber eine Beschränkung auf bestimmte Bereiche, wie Kultur, Sport, Zivilschutz, Umweltschutz und Entwicklungshilfe nicht notwendig. Stattdessen sollte der Freiwilligendienst in Gruppen als ein Prinzip verankert und auch für kleine Gruppen ermöglicht werden. Aufgrund der bislang guten Erfahrungen mit den so genannten Future Capital Projekten wünschte ich mir, dass auch im neuen Programm konkrete Formen des nachhaltigen bürgerschaftlichen Engagements ehemaliger Freiwilliger weiter entwickelt werden können. Darüber hinaus sollte für die Kooperation mit Partnerländern in „Jugend für die Welt“ der Zugang vereinfacht und Projekte ermöglicht werden, die sich mehr am Thema und den Möglichkeiten ausrichten. Dazu gehört es, bei Bedarf auch bi- und trilaterale Projekte durchführen zu können. Der neuen Aktion „Unterstützung der politischen Zusammenarbeit“ kommt aus meiner Sicht eine zentrale Bedeutung für die Unterstützung der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich zu. Deswegen sollte hier auch den Fachkräften der Jugendarbeit Möglichkeiten zum internationalen Austausch von bewährten Praktiken in den verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe eröffnet werden. … Die Flexibilisierung der Altersgrenzen – insbesondere die nach unten – entspricht dem deutschen Interesse. Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn künftig auch schon junge Menschen ab 13 Jahren ein erster konkreter Zugang zu „Europa“ ermöglicht werden kann. Die Grenze nach oben sollte aus deutscher Sicht allerdings schon bei 26 Jahren gezogen werden. … Dieses Programm ergänzt auf vielfältige Weise unsere Förderungsmöglichkeiten auf nationaler Ebene. Wir brauchen mehr und mehr Gelegenheiten für junge Menschen zu lernen, sich in Europa zu recht zu finden und sich einzubringen: interkulturelle Erfahrungen mit der Verschiedenheit in Europa, erste Erfahrungen mit Mobilität und Möglichkeiten für Eigeninitiative und bürgerschaftlichem Engagement Jugendlicher. Darüber hinaus sehe ich insbesondere im Austausch und Weiterentwicklung von bewährten Verfahren in der Jugendhilfe in Europa und in der Unterstützung der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich, weitere Instrumente um die nationale Jugendarbeit um die „europäische Dimension“ zu bereichern. … Angesichts der weitgehenden dezentralen Umsetzung des Programms tragen vor allem die Nationalagenturen nach fachlicher Abstimmung mit ihren jeweiligen für Jugendfragen zuständigen Ministerien dafür Sorge, das Programm umzusetzen und dessen Ziele zu verwirklichen.  JUGEND für Europa hat als Nationalagentur bisher gute Arbeit geleistet. … Nach der Annahme des Weißbuches „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ Ende 2001 hatte sich der Jugendministerrat entschlossen, der jugendpolitischen Zusammenarbeit in Europa einen neuen Rahmen zu geben und die so genannte „Offenen Methode der Koordinierung“ auf vier Prioritäten: „Partizipation“, „Information“, „Freiwillige Aktivitäten Jugendlicher“ sowie „Mehr Wissen über die Jugend“ anzuwenden. Um gemeinsames Vorgehen zu koordinieren braucht es gemeinsame Zielsetzungen. Wir haben auf unserer letzten Sitzung diese Gemeinsamen Zielsetzungen zu den Bereichen „Freiwillige Aktivitäten Jugendlicher“ und „Mehr Wissen über die Jugend“ beschlossen. … Das BMFSFJ hat auf der Arbeitsebene eine Task Force „Europäische Jugendpolitik“ eingerichtet, in der ExpertInnen aus verschiedenen Bereichen und Organisationen der Jugendarbeit und Jugendhilfe das Ministerium mit Blick auf die langfristige strategische Umsetzung des Weißbuchprozesses auf allen politischen Ebenen und auch im Hinblick auf eine optimale systematische Jugendbeteiligung beraten. Daneben ist auch ein Nationaler Beirat für das laufende EU-Aktionsprogramm JUGEND etabliert, der die Umsetzung des Jugendprogramms vor allem im Hinblick auf die ausgeübte Rolle der Nationalagentur JUGEND begleitet und bei deren Umsetzung eine Art Wächterrolle einnimmt. … “

http://www.jugendpolitikineuropa.de/europzusammen/news-124.html

Quelle: Jugendpolitik in Europa, JUGEND für Europa, 7.1.2005

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