Befragung von 8.000 BerufsschülerInnen im Auftrag der katholischen und evangelischen Kirche: Jugendliche orientieren sich im Alltag stärker an ethischen Prinzipien als bislang von Wissenschaftlern angenommen. Das geht aus einer Befragung von Berufsschülern und -schülerinnen hervor, die Bielefelder und Braunschweiger Forscher durchführten. Der Begriff der Sünde spiele für die meisten jungen Leute eine große Rolle, so Sozialwissenschaftler Andreas Feige. Sie hielten etwa Fremdgehen oder Vertrauensmissbrauch für eine Sünde. Die Mehrheit der Befragten will die eigenen Kinder zu Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Liebe erziehen. Generell sei ihr Verhalten in Familie, Freundschaft und Partnerschaft stark vom Gedanken an das Gewissen geprägt. Die wichtigste Aussage der Jugendlichen laute: ‚Der Schutz des Sozialen ist mir heilig und das Gewissen kontrolliert mich dabei.‘ Somit hätten junge Erwachsene ein feineres Gespür für die Alltagsethik als angenommen, hob der Forscher Feige hervor. Die Studie belegt, dass Gefühlskonnotationen im Blick auf Wertorientierungen und Weltwahrnehmungen sich sehr wohl als Elemente einer religiösen Dimension lesen lassen, und zwar ohne dass ein Rekurs auf eine herkömmlich als ‚religiös‘ geltende Semantik zwingend erscheint.