OECD-Studie über die Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern

OECD-Studie über die Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern   “ Am 2. Dezember 2005 legte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Berlin eine Studie zur Beschäftigungssituation von Personen mit Migrationshintergrund vor. Die neue Beauftragte der Bundesregierung für Migra­tion, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, eröffnete die Veranstaltung und brachte in ihrem Grußwort zum Ausdruck, wie wichtig eine Verbesserung der Beschäftigungschancen für Zuwanderer ist. Sie betonte dabei die Bedeutung einer guten schulischen und beruflichen Bildung. Zentrale Ergebnisse der OECD-Studie, die auch von Staatssekretär Andres vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales als sehr hilfreich kommentiert wurden, sind: Höchste Zuwanderungsquote Deutschland ist nach den USA das Land mit der zweithöchsten Anzahl von im Ausland geborenen Menschen unter den OECD-Ländern. Mehr als 12 Prozent der Bevölkerung Deutschlands sind im Ausland geboren, eine Quote vergleichbar mit den USA. Rechnet man die Kinder von Migranten (die sogenannte ‚zweite Genera­ tion‘) hinzu, liegt der Anteil zwischen 15 und 20 Prozent. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Arbeitsmarktintegration zu, da diese maßgebend ist für die Fähigkeit der Zuwanderer, ein eigenständiges Leben zu führen. Sie ist darüber hinaus entscheidend für die Akzeptanz der Zuwan­derung in der Bevölkerung und die Sicherung der langfristigen Tragfähigkeit der Zuwanderungspolitik. Neben der Zuwanderung aus den ehemaligen Rekrutierungs­ländern (insbesondere aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, Italien, Griechenland und Spanien) ist die Situation in Deutschland durch die hohe Zuwande­rung durch Aussiedler und Migranten aus humanitären Gründen (Asylsuchende) in den späten 80er und frühen 90er Jahren geprägt. Immigranten von schwieriger Arbeitsmarktsituation besonders betroffen Bis Anfang der 90er Jahre waren Immigranten relativ gut in den deutschen Arbeits­markt integriert. Danach hat sich die Situation durch die schlechte Wirtschaftslage insbesondere für Aussiedler und Spätaussiedler mit weniger als acht Jahren Aufent­halt verschlechtert, deren Erwerbsquote bei den Männern seit 1992 um knapp 20 Prozentpunkte zurückgegangen ist. Ein ähnlicher Rückgang ist bei den zugewan­derten Türken zu beobachten, von denen viele in Sektoren oder Berufen tätig waren, die vom Strukturwandel stark betroffen sind. Die Erwerbsquote der zugewanderten Frauen im Erwerbsalter liegt bei lediglich 47 Prozent. Dies ist verglichen mit anderen Ländern niedrig und zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass viele Immigranten aus Ländern kommen, in denen Frauen häufig nicht erwerbstätig sind. Insgesamt sind die Resultate für die Zuwanderer im internationalen Vergleich nicht ungünstig. Dennoch sind die Differenzen im Vergleich zu den in Deutschland geborenen Perso­nen erheblich und daher Anlass zur Sorge. Sprachförderung von zentraler Bedeutung Entscheidend für die Integration ist, ob die Kinder der Immigranten im Bildungs­ system, dem Arbeitsmarkt und der Gesellschaft erfolgreich sind. Hier ist das Bild in Deutschland nicht besonders gut. Insbesondere die Ergebnisse der PISA-Studien belegen, dass der Abstand zwischen der ‚zweiten Generation‘ und den übrigen Schülern in keinem anderen getesteten Land größer ist als in Deutschland. Die große Diskrepanz zwischen den Leistungen der beiden Schülergruppen wird vor allem durch den unterschiedlichen sozioökono­mischen Hintergrund – vor allem bezüglich des Qualifikationsniveaus der Eltern – erklärt. Das deutsche Bildungssystem scheint deshalb nur begrenzt in der Lage zu sein, unterschiedliche Ausgangslagen aufgrund des Elternhauses zu kompensieren. In Deutschland hat die Sprache des Eltern­hauses einen größeren Einfluss auf die PISA-Ergebnisse als in anderen Ländern. Deshalb ist die frühzeitige systematische Sprachförderung bereits im Kindergarten­alter oder sogar davor erforderlich, ebenso wie eine bessere Betreuung von Kindern mit Sprachschwierigkeiten. Die Schwächen in der Frühbildung haben weiter­reichende Konsequenzen. Beinahe dreimal mehr junge Ausländer als Deutsche verlassen die Schule ohne Abschluss, und über 40 Prozent haben lediglich einen Hauptschulabschluss – im Vergleich zu 25 Prozent der Deutschen. Nur 10 Prozent der Ausländer erhalten das Abitur, während dies bei mehr als einem Viertel der Deutschen der Fall ist. Zugang zur Berufsbildung problematisch Aufgrund dieser Verteilung der Schulabschlüsse von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist deren Zugang zur Berufsbildung von besonderer Bedeutung. Es gibt seit mehreren Jahren einen generellen, wirtschaftlich bedingten Mangel an Ausbildungsplätzen, unter dem Jugendliche ausländischer Herkunft besonders zu leiden haben. So beträgt die Ausbildungsquote von Ausländern im Alter von 18-21 Jahren weniger als die Hälfte des Werts der Deutschen (27 Prozent gegenüber 60 Prozent). Darüber hinaus hat der Abschluss einer Berufsbildung einen noch größeren Einfluss auf die spätere Erwerbstätigkeit als bei Nachkommen von Deutschen mit gleichem Schulabschluss. Die OECD plädiert daher dafür, den Zugang der zweiten Generation zur Berufsausbildung zu verbessern. Die Politik hat bereits auf diese Probleme reagiert. Ergänzend zur Teilnahme der Migranten an allgemeinen Maßnahmen unterstützt das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Aktivitäten, die junge Ausländer auf den Arbeitsmarkt vorbereiten und ihre Arbeitsmarktintegration fördern sollen, sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Qualifikationen beschäftigter und arbeitsloser Ausländer. Viele dieser Maßnahmen sind projektbasiert und werden von der EQUAL-Initiative der EU kofinanziert. Die Migranten haben aber auch Zugang zu den regulären Arbeitsmarktprogrammen, die von der Bundesagentur für Arbeit angeboten werden – vorausgesetzt, ihnen wurde der Arbeitsmarktzugang gewährt und sie sind arbeitslos gemeldet. Anfänglich bildeten Ausländer sogar eine besondere Zielgruppe der Berufsberatungsdienste der Arbeitsämter. Ab dem 1. Januar 2005 wurde die allgemeine Struktur jedoch durch Netzwerke und besondere Beratungsdienste für die berufliche Integration ergänzt. Diese Netzwerke dienen dazu, Informations- und Beratungslücken zu schließen, das Qualifizierungspotenzial der Migranten und ihrer Kinder zu identifizieren sowie deren Qualifikationen weiter zu entwickeln und besser zu nutzen. Verbesserungen durch das neue Zuwanderungsgesetz Die OECD lobt, dass durch das Inkrafttreten des neuen Zuwanderungsgesetzes der institutionelle Rahmen wesentlich vereinfacht wurde und nunmehr zum ersten Mal ein einheitlicher Integrationsrahmen für alle permanenten Zuwanderer besteht. Sie spricht sich dafür aus, die Effektivität von Sprachkursen im Hinblick auf die berufliche Integration besser zu evaluieren.“

Quelle: http://www.bundesregierung.de/bericht-,413.932707/OECD-Studie-ueber-die-Arbeitsm.htm Di, 13.12.2005

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