Plädoyer für eine bessere Unterstützung ausländischer Jugendlicher

‚Perspektivlosigkeit darf sich nicht vererben‘ bekräftige Sebastian Edathy, SPD-Innenexperte, in einem Interview mit dem Tagesspiegel. FÜR EINE BESSERE UNTERSTÜTZUNG AUSLÄNDISCHER JUGENDLICHER „Herr Edathy, die SPD hat vor Jahren das Jahrzehnt der Integration ausgerufen. Was ist davon übrig geblieben? Wir sind noch mitten in diesem Prozess, den Rot-Grün eingeleitet hat. … Die Rahmenbedingungen für gelingende Integration haben sich dadurch in den letzten Jahren verbessert. Aber wir haben noch nicht alle Aufgabe gemeistert. Was muss noch getan werden? Wir haben noch nicht zu einem menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen gefunden, die über viele Jahre hinweg in Deutschland geduldet werden. Für sie, vor allem für die Familien mit Kindern, brauchen wir aus humanitären Gründen ein Bleiberecht. Wer soll bleiben können? Es sollen diejenigen ein sicheres Aufenthaltsrecht erhalten, die schon lange in Deutschland leben, hier integriert sind und sich der Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden nicht verweigert haben. … Den Vorschlag aus Niedersachsen, nur den Jugendlichen, nicht aber deren Eltern ein Bleiberecht zu geben, halte ich für zynisch. Viele ausländische Jugendliche haben keine Ausbildung. Wie kann das geändert werden? Es ist zu prüfen, ob das vorhandene Angebot an Integrationsmaßnahmen reicht, damit Jugendliche mit Defiziten in Sprache und Wissen die nötigen Kenntnisse bekommen. Und die Bundesagentur für Arbeit sollte verstärkt einen Schwerpunkt auf die Vermittlung von ausländischen Jugendlichen legen. Ist auch der von der Integrationsbeauftragten Böhmer vorgeschlagene Ausbildungspakt für ausländische Jugendliche ein Weg? … Das Entscheidende ist, zu verhindern, dass Perspektivlosigkeit von einer auf die andere Generation übertragen wird. Viele junge Ausländer leben in sozial schwierigen Verhältnissen, weil bereits ihre Großeltern und Eltern nicht ausreichend integriert wurden. Durch eine Nachqualifizierung der Jugendlichen kann sich das ändern. … Hat sich das Verhältnis zwischen Ausländern und Deutschen verbessert? Ich erkenne da eine Bewusstseinsänderung. Die Debatte über Zuwanderung bezieht mittlerweile sehr viel stärker die Realität ein und ist nicht mehr so stark von ideologischen Bildern geprägt. Zuwanderung birgt eine Chance, aber auch ein Risiko. … Gleichwohl gibt es Ausländerfeindlichkeit. … Ausländer sind oft die Projektionsfläche für Probleme, die eine andere Ursache haben. Die Ausländerfeindlichkeit in den neuen Ländern ist ein Beispiel dafür. … Was erwarten Sie von den Deutschen und Ausländern im Umgang miteinander? Von Deutschen erwarte ich, dass sie bereit sind, Zuwanderern auf Augenhöhe zu begegnen und sie mit Respekt zu behandeln. Von den Ausländern, dass sie die Normen des Grundgesetzes als Grundlage für das Zusammenleben in unserem Land achten. Die Union sieht da eine Defizit und fordert Staatsbürgerkurse für die Einbürgerung von Ausländern. Teilen Sie die Meinung? Eine Einbürgerung setzt langjährigen rechtmäßigen Aufenthalt, Selbst-Finanzierung des Lebensunterhalts, gesetzestreues Verhalten und ein Bekenntnis zum Grundgesetz voraus. Ich halte das für ausreichend. …“ Das Gespräch für den Tagesspiegel führte Sigrid Averesch.

Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/523755.html

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