POSITIVE BILANZ FÜR DIE KOMPETENZAGENTUREN Auszüge aus dem INBAS Info-Brief “ … zentralen Erfolge der Kompetenzagenturen: Sie erreichen Jugendliche, die vorher oft durch alle Raster fielen. Es gelingt ihnen, sie in einen intensiven Beziehungsprozess (Case Management) einzubinden, also zu halten und überwiegend zu positiven Vermittlungserfolgen zu führen. In der Praxis organisieren die Kompetenzagenturen u. a. niedrig schwellige Zugänge für die Jugendlichen, erproben ein spezifisches auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnittenes Case Management, in das das persönliche und familiäre Umfeld einbezogen wird, und setzen auf die Kompetenzen und die Stärken der jungen Frauen und Männer. Dabei verfolgen die einzelnen Kompetenzagenturen unterschiedliche Schwerpunktsetzungen: Einige konzentrieren sich auf einen frühzeitigen Ansatz in den Schulen, um den Übergang in Ausbildung, Arbeit oder weiterführende Angebote abgestimmt zu begleiten. Andere holen Jugendliche mit schlechten Prognosen am Ende der Schulzeit ab und begleiten sie intensiv und längerfristig bis zum Einstieg ins Berufsleben. … Die Orientierung der Arbeit auf Jugendliche mit Migrationshintergrund hängt von der jeweiligen Zusammensetzung der Zielgruppen in den einzelnen Kompetenzagenturen ab. Bereits heute steht für 15 der 16 Kompetenzagenturen fest, dass sie auch nach der Modellphase weiterarbeiten werden und nachhaltig abgesichert sind. Das Modell der Kompetenzagenturen hat sich also als erfolgreich und übertragbar erwiesen. Was passiert nun mit diesem Erfahrungsschatz? Zunächst wird es im Sommer 2006 (11. Juli) einen weiteren bundesweiten Transferkongress geben, bei dem die Mitarbeiter/innen der Kompetenzagenturen noch einmal ihre Erfahrungen zusammenfassend präsentieren werden. … Das Bundesministerium für Jugend hat vor dem Hintergrund dieser Erfolge angekündigt, mit Hilfe von ESF-Mitteln eine Ausweitung auf bis zu 200 Kompetenzagenturen anzustreben. … “ Nachfolgend finden Sie Auszüge eines Beitrags zum Stand des Modellprojektes von Hardy Adamczyk (INBAS, Regiestelle Kompetenzagenturen) ‚WAS MACHT DIE KOMPETENZAGENTUREN SO ERFOLGREICH?‘: “ ZUM STAND DES MODELLPROJEKTS Im SGB II, § 3,2 wird die Forderung gestellt, dass „Erwerbsfähige Hilfebedürftige, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, […] unverzüglich [… ] in eine Arbeit, eine Ausbildung oder eine Arbeitsgelegenheit zu vermitteln“ sind. Wir alle wissen, dass dieser Anspruch in der Realität noch längst nicht erfüllt ist. Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher ist hoch. Und wenn man bedenkt, dass es auf dem Arbeitsmarkt selbst für Jugendliche, die einen höheren Schulabschluss haben, schon schwierig ist, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, dann kann man sich die geringen Chancen für diejenigen Jugendlichen ausrechnen, die gar keinen Schulabschluss oder nur einen einfachen Hauptschulabschluss haben. Kommen dann noch Verschuldung, Wohnungslosigkeit, Gesetzeskonflikte oder andere schwerwiegende Probleme hinzu, dann haben wir die Zielgruppe des Modellprogramms der Kompetenzagenturen vor Augen. Diesen Jugendlichen wieder Chancen zu eröffnen, sozial und beruflich Fuß zu fassen, ist die Aufgabe der Kompetenzagenturen. Sie beschreiten hierbei neue Wege. Sie arbeiten mit einem ganzen Setting komplexer Förderinstrumentarien, das an der individuellen Biografie der einzelnen Jugendlichen ansetzt und sie über einen langfristigen Prozess begleitet. Dabei haben die Kompetenzagenturen alle verfügbaren Angebote zur beruflichen und sozialen Förderung im Blick. Sie entwerfen gemeinsam mit den jungen Frauen und Männern individuell abgestimmte Hilfepläne und achten hierbei insbesondere darauf, dass der Anspruch „Fördern und Fordern“ für die Jugendlichen so austariert wird, dass das langfristige Ziel berufliche und soziale Integration für sie wieder erreichbar erscheint. Um dieser zentralen Lotsenfunktion gerecht werden zu können, haben die Kompetenzagenturen jeweils spezifische, auf die Zielgruppe und die regionalen Voraussetzungen zugeschnittene Ansätze von Case- und Fallmanagement entwickelt. … „UNERREICHBARE“ JUGENDLICHE WERDEN EINBEZOGEN … Die zurückliegende Modelllaufzeit zeigte, dass es den Kompetenzagenturen mit ihrem Instrumentarium und ihren aufsuchenden Konzepten gelungen ist, genau diese Jugendlichen anzusprechen. So konnten in einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren über 5.000 junge Frauen und Männer aus sozial benachteiligten Lebenslagen erreicht werden. • Davon wurden 58 Prozent in das langfristig angelegte und individuell ausgerichtete Fallmanagement übernommen. • Weitere 19 Prozent wurden über einen längeren Zeitraum intensiv beraten. • Nur 23 Prozent der erreichten Jugendlichen waren dabei so genannte „einfache Beratungskund(inn)en“, die nach relativ kurzer Zeit an andere Stellen weitervermittelt werden konnten. • Erreicht wurden über die Kompetenzagenturen gerade auch Jugendliche mit Migrationshintergrund. Ihr Gesamtanteil liegt im Modellprogramm bei 38 Prozent, allerdings mit großen Unterschieden in West (48 Prozent) und Ost (4 Prozent). … Besonders hervorzuheben ist die Erfahrung der Kompetenzagenturen, die Jugendlichen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu erreichen und hierbei eng mit den Schulen zusammenzuarbeiten. Sie tragen damit dazu bei, dass kein Jugendlicher die Schule ohne direkte Anschlussperspektive verlässt. … DAS BESONDERE KUNSTSTÜCK DER KOMPETENZAGENTUREN: ES GELINGT, DIE JUGENDLICHEN ZU HALTEN Jugendliche mit einem Paket mehrfacher Problemlagen zu erreichen ist der erste Schritt. Sie aktiv in einen Beratungsprozess einzubinden und sie dort zu halten, ist der zweite entscheidende Schritt, … Das ist in 85 Prozent der Fälle gelungen. Nur in 15 Prozent war ein Abbruch zu verzeichnen. Um die Jugendlichen von der Glaubwürdigkeit des Angebots und mehr noch von der der Mitarbeiter/innen zu überzeugen und die Zusammenarbeit auf eine vertrauensvolle Arbeitsgrundlage zu stellen, muss der Kontakt zu ihnen langfristig und sorgsam aufgebaut werden. Dies ist nur mit einer hohen sozialpädagogischen Beratungskompetenz möglich. … VERMITTELN: DER BESONDERE ANSATZ DER KOMPETENZAGENTUREN Erreichen und Halten sind die ersten Schritte, die die Kompetenzagenturen mit ihren Zielgruppen bewältigen müssen, die Vermittlung in eine weitergehende berufliche Perspektive ist dann der letzte entscheidende Schritt. Die Kompetenzagenturen fungieren dabei nicht im klassischen Sinne als Arbeits-, Ausbildungs- oder Maßnahmevermittler. Vielmehr übernehmen sie Vermittlungstätigkeiten im Rahmen ihrer Lotsenfunktion, d.h. sie vermitteln zwischen den Erfordernissen der Jugendlichen und den zur Verfügung stehenden Unterstützungsangeboten. Dabei müssen sie die zuständigen Finanzgeber überzeugen, denn den Kompetenzagenturen stehen keine Mittel zur direkten Finanzierung von Maßnahmen für die Jugendlichen zur Verfügung. … • Von den 31 Prozent der Jugendlichen, die das Fallmanagement beendeten, konnten 45 Prozent in Ausbildung oder Arbeit vermittelt werden. • Weitere 23 Prozent der jungen Frauen und Männer besuchen nach Beendigung des Fallmanagements die Schule weiter oder erneut. • 25 Prozent von ihnen sind in weiterführenden Förderangeboten untergekommen. • Unter den verbleibenden 7 Prozent der restlichen Kategorien werden zum Beispiel Fälle erfasst, in denen ein Strafvollzug angetreten werden musste oder eine Rückkehr in das Heimatland erfolgt ist. DEZIDIERTE HILFEPLÄNE ERMÖGLICHEN PASSGENAUE ANGEBOTE … Um derartig „passgenaue“ Eingliederungspläne erstellen und umsetzen zu können, die den individuellen Kompetenzen und dem spezifischen Förderbedarf des einzelnen Jugendlichen entsprechen, müssen die Kompetenzagenturen mit der gesamten Bandbreite der beruflichen und sozialen Fördermöglichkeiten in Kontakt und vernetzt sein. Das können – neben den Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung – auch Migranten- und Sportvereine, Jugendtreffs, Familienberatungsstellen oder vergleichbare Angebote sein. Wichtig ist, dass in den Kompetenzagenturen alle Möglichkeiten bekannt sind und genutzt werden. Zur Arbeit der Kompetenzagenturen in Netzwerken gehört natürlich auch die enge Zusammenarbeit mit den Schulen, den Schulämtern, dem Jugendamt, der Sozialverwaltung, den Trägern der Jugendberufshilfe und den Jobcentern. Darüber hinaus kooperieren viele Kompetenzagenturen auch eng mit Firmen, Kammern und Wirtschaftsverbänden. … NEUE WEGE VERNETZTER ZUSAMMENARBEIT Auch in der vernetzten Zusammenarbeit haben sich die Kompetenzagenturen als erfolgreich erwiesen. … Die Kompetenzagenturen waren aufgefordert, aktiv auf die ARGEn, Agenturen für Arbeit und Jobcenter zuzugehen, um nach gemeinsamen Lösungen für diese Zielgruppen zu suchen. Es ist ihnen vielfach gelungen, sich als kompetenter und erfahrener Ansprechpartner aus der Jugendhilfe anzubieten. … In der Zwischenzeit ist die fallbezogene Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiter(inne)n der Kompetenzagenturen und den Mitarbeiter(inne)n in den ARGEn und Jobcentern als sehr gut und intensiv zu bezeichnen. Das gewährleistet, dass die Instrumente der sozialen Stabilisierung mit den Angeboten der beruflichen Integration aufs engste verzahnt werden und somit eine effiziente Unterstützung der Jugendlichen möglich geworden ist. … NACHHALTIGKEIT: ANGEBOT DER KOMPETENZAGENTUREN BLEIBT AUCH NACH DER MODELLZEIT ERHALTEN Ein großer Erfolg des Modellprogramms besteht in der Nachhaltigkeit der Kompetenzagenturen. Es wird fest davon ausgegangen,dass fast alle ihr Angebot vor Ort, über die Programmförderung hinaus, weiterhin aufrechterhalten können. Bereits ein Jahr vor Ablauf des Modellprogramms lagen die Absichtserklärungen von politischen Gremien oder oberen administrativen Vertretern vor, die Leistungspalette der Kompetenzagenturen langfristig in die Förderangebote für benachteiligte Jugendliche zu integrieren. Es kann mit gutem Gewissen gesagt werden, dass das Modellprogramm mit seinen Intentionen und Wirkungen an den 15 Standorten erfolgreich verläuft und sich Tendenzen abzeichnen, dass das spezifische Konzept der Kompetenzagenturen erhalten bleiben wird. Von weiteren Kommunen und Landkreisen ist bereits bekannt, dass sie das Konzept Kompetenzagenturen aufgreifen wollen. … “
http://www.kompetenzagenturen.de
http://www.inbas.de
Quelle: INBAS Info Brief Nr.1 / Juni 2006