„Job – Chance“ – Eine neue Chance für die Jugend – Eine Projektvorstellung

‚Job – Chance‘ – EINE NEUE CHANCE FÜR DIE JUGEND “ Mit dem im Kolping-Bildungszentrum Werl gerade begonnenen Modellprojekt „Job – Chance“ werden 15 langzeitarbeitslose Jugendliche mit erhöhtem Förderungsbedarf und/oder Migrationshintergrund ein Jahr lang durch gezieltes Coaching, Qualifizierungen und Praktika genau dem Bedarf des zukünftigen Ausbildungsbetriebes angepasst. (Die Gesamtlaufzeit des Modellprojektes beträgt 16 Monate, September 2006 bis Dezember 2007.) In den letzten Jahren bemängeln die Unternehmen in Deutschland neben den immer größer werdenden fachlichen Defiziten bei ihren Auszubildenden mehr und mehr auch das Fehlen von sozialen Kompetenzen. Soziale Kompetenz, Allgemeinbildung aber auch Stressbewältigung gehören aber nicht zu den Lehrinhalten der Auszubildenden. Unter anderem auch aus diesem Grund sind die Auszubildenden den Anforderungen der Betriebe oft nicht mehr gewachsen und die Abbrecherquote, gerade in den ersten Monaten, liegt bei über 20 %. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass viele Unternehmen häufig keinen Ausbildungsplatz mehr zur Verfügung stellen. Betroffen sind hier bei der gegenwärtigen Wirtschaftssituation insbesondere langzeitarbeitslose Jugendliche mit erhöhtem Förderungsbedarf und/oder mit Migrationshintergrund. Die Chancen für diese Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, sind aus den oben genannten Gründen jedoch verschwindend gering. Aber gerade vor dem Hintergrund des demographischem Wandels in Deutschland ist ein stetig wachsender Bedarf an Nachwuchskräften zu erwarten. Genau an dieser Stelle greift das Projekt „Job – Chance“ ein. Die Jugendlichen müssen in die Lage versetzt werden, der immer größer werdenden Komplexität und dem ökonomischen Druck in den Unternehmen gewachsen zu sein. In deutlicher Abgrenzung von der so genannten „Kuschelpädagogik“ werden die jugendlichen TeilnehmerInnen im Rahmen von „Job-Chance“ ein Jahr lang im Kolping-Bildungszentrum in Werl gecoacht und qualifiziert. Während betrieblicher Praktika in ihren möglichen späteren Ausbildungsunternehmen können sie dann ihre erlernten Kompetenzen unter Beweis stellen, um genau dort nach einem Jahr gegebenenfalls ihre Ausbildung zu starten. In das Modellprojekt können 15 TeilnehmerInnen aufgenommen werden. Eine Ausbildungsplatzgarantie wird es jedoch nur für 10 Jugendliche geben. So ergibt sich bereits während des Lehrgangs eine gewollte Konkurrenzsituation, bei der sich die TeilnehmerInnen immer wieder neu beweisen und verbessern können. Im einzelnen schlüsselt sich die Gesamtlaufzeit von 16 Monaten des Projektes wie folgt auf: „Job – Chance“ hat bereits im September diesen Jahres mit einer drei-monatigen Vorbereitungszeit begonnen. Zunächst wurden über 400 potenzielle Ausbildungsbetriebe in der Region Werl angeschrieben. Schriftlich wurde ihnen das Projekt vorgestellt und die Vorteile für die Betriebe im einzelnen dargestellt. Aus der Rückmeldung der Unternehmen wurden mögliche Ausbildungsplätze für die Jugendlichen ermittelt. Ebenfalls erhoben wurden die genauen Bedarfe der Betriebe bezüglich der Anforderungen, die sie an ihre zukünftigen Auszubildenden stellen. Aufgrund dieser Aktivitäten konnten gemeinsam mit der AHA (Arbeit Hellweg Aktiv) und der Arbeitsagentur Sondierungsgespräche geführt werden. Aus den von der AHA ausgewählten langzeitarbeitslosen Jugendlichen kristallisier(t)en sich im persönlichen Bewerbungsgespräch schnell die KandidatInnen für das Projekt heraus. Mit diesen Jugendlichen wird nun in den folgenden Monaten weiter gearbeitet. Die zweite (1,5-monatige) Projektphase geht im Grunde nahtlos aus der ersten Phase hervor. Die Auswahl der TeilnehmerInnen sollte hier abgeschlossen werden, so dass das Bewerbertraining und die Kompetenzfeststellung folgen können. Das Bewerbertraining wird den Jugendlichen bei ihrer individuellen Berufswegplanung helfen. Ein damit kombinierter Kompetenzcheck dient zur Ermittlung berufsfeldbezogener, wie auch personaler, sozialer und methodischer Kompetenzen. Zum Abschluss der beiden ersten Phasen sind die TeilnehmerInnen des Projekts endgültig ermittelt. Es folgt das Herzstück der Maßnahme. Insgesamt 8,5 Monate werden die Jugendlichen auf ihren zukünftigen Ausbildungsplatz vorbereitet. Gestartet wird mit der Vorbereitungswoche in einem Selbstversorgerhaus. Dieser 7-tägige Aufenthalt wird unter Auflage eines gemeinsam entwickelten klaren und sehr strikten Regelkatalogs bzw. Wertesystems durchgeführt. Während dieser einwöchigen Intensivphase wird den Jugendlichen die Ernsthaftigkeit und das Ziel dieses Projektes klar gemacht. Sie sollen sich an die rigiden Projektbedingungen gewöhnen und gegebenenfalls Sanktionen erkennen. In dieser Zeit haben auch die zukünftigen Ausbilder die Möglichkeit sich ein erstes Bild von den Ausbildungsanwärtern zu machen. Der ersten harten Bewährungsprobe im Selbstversorgerhaus folgt ein klar strukturiertes Trainingsprogramm, das sowohl bedarfsorientierte fachliche Elemente in Theorie und Praxis, wie auch Übungen zum Erwerb sozialer Kompetenzen enthält. Zu den Übungen in der Theorie gehören z.B. der bedarfsorientierte Sprachunterricht sowie die Vermittlung theoretischer Lerninhalte, basierend auf den individuellen Förderplänen. In Zusammenarbeit mit den Betrieben wird ein Curriculum, welches neben den Regelungen von Lernzielen und Lerninhalten auch die Behandlung der Lernprozesse und der Lernorganisation umfasst, entwickelt. In der Praxis werden zunächst die Praktika in den Betrieben durchgeführt. Nach den Praktikumsphasen kommt es zur zielorientierten praktischen Förderung der TeilnehmerInnen im Kolping-Bildungszentrum. In Absprache mit den Betrieben werden Defizite, die sich während der Praktikumsphase herauskristallisiert haben, aufgearbeitet, und vorhandene Kompetenzen werden gestärkt. Durch diese Rückkopplung zwischen Jugendlichen und Betrieb wird der so „geformte“ Auszubildende nach einem Jahr direkt aus der Maßnahme mit einem Ausbildungsplatz in das Unternehmen integriert. In einer abschließenden vierten Phase werden die Jugendlichen und die Ausbilder in den ersten drei Monaten der Ausbildung weiterhin betreut und beraten. So soll einem vorzeitigen Abbruch der Ausbildung entgegengewirkt werden. Da nur die zehn besten TeilnehmerInnen am Ende der Maßnahme einen Ausbildungsplatz erhalten, wird während der gesamten Projektphase jeder Jugendliche darum bemüht sein sich an die Maßgaben zu halten, um am Ende mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche das Jahr abzuschließen. Die Konzeption des Projektes schließt erstmalig in der Förderlandschaft die strukturbedingte Lücke zwischen den Systemen „Wirtschaft“ und „Bildung“, weil sie mit der Ausbildungsgarantie und der Partizipation der Betriebe die Wirtschaft von Anfang an integriert. Diejenigen TeilnehmerInnen, die am Ende der Maßnahme keinen Ausbildungsplatz erhalten, werden in speziellen Weiterbildungsmaßnahmen aufgefangen und erhalten bei entsprechender Eignung die Option auf die Teilnahme an „Job – Chance“ in der nächsten Runde. In jedem Falle erhalten sie eine sozialpsychologische Intensivbetreuung, um eventuelle Enttäuschungen aufzufangen. “ Dr. Norbert Tschirpke Kolping-Bildungszentrum Werl

http://www.kolpingkbz-werl.de

Quelle: Kolpingbildungszentrum Werl

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