Du bist wertvoll. – eine kurze Dokumentation der Tagung am 15.11.2006 in Bonn

DU BIST WERTVOLL. In einer ungewöhnlichen Tagungsform setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung auf eine sehr persönliche Art mit dem Thema ‚Werte‘ auseinander. Eine Zusammenstellung von Bildern finden Sie im Anhang. Eine ausführliche Dokumentation wird demnächst auf der Homepage der BAG EJSA zu lesen sein. Programm der Tagung am 15.11.06 von 10.30 – 17.00 Uhr : BEGRÜSSUNG Marion Paar, Vorstand der BAG KJS Gretel Wildt, Vorstand der BAG EJSA EINFÜHRUNG IN DIE TAGUNG UND MODERATION Ralf Besser AUFTAKTIMPULS Prof. Dr. Martin Lechner, Lehrstuhl für Jugendpastoral, PTH Benediktbeuern, zum Thema „Werte“ BETRACHTUNG UND AUSTAUSCH Wichtige Werte und deren Bedeutung aus verschiedenen Perspektiven betrachtet Sechs Themen-Tafeln wurden mittels eines Zirkelworkshops in Kleingruppen wie folgt diskutiert und Konsequenzen für das berufliche Handeln in der christlichen Jugendsozialarbeit abgeleitet: * Haben meine Werte ein Verfallsdatum? Meine persönlichen Werte: – Werte haben kein Verfallsdatum – meine Werte müssen absolut gesehen und im Handeln übereinstimmen – ein gewisser Grad an Stabilität für Grundwerte muss gegeben sein – Veränderungen von Wertehaltungen müssen zulässig sein – es gibt immer persönliche Werte, die überall gelten – verschiedene Werte gehören zusammen – ein Wertessystem muss auch konkurrierende Werte herausbilden * Warum wir die Manager in der Wirtschaft schulen sollten – Wir können das, weil wir die besseren Menschen sind: – kontroverse Diskussion – Wirtschaft und Soziale Arbeit können voneinander lernen – Zusammenarbeit von Wirtschaft und Jugendsozialarbeit ist sinnvoll und muss entsprechend gestaltet werden – Neue Überschrift für die Tafel ‚Wirtschaft zu gemeinsamen Handeln einladen‘ – den jungen Menschen, mit denen wir arbeiten, die Werte vermitteln, die (spätere) Manager haben sollten – der Spannungsbogen erstreckte sich von ‚wir haben nichts voneinander zu lernen‘ über ‚wir müssen voneinander lernen‘ bis hin zu ‚Jesus war auch ein Manager‘ – Trennung von Wirtschaftlichkeit und christlich Sozialem erforderlich – wird sind nicht per se die besseren Menschen. – das Feinbild existiert. Ist das gut so??? * Sind Männer und Frauen nur Papier? Geschlechtergerechtigkeit: – Anerkennung einer entsprechenden Ungerechtigkeit – Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechterrolle notwendig. – Angebote des Gender Mainstreamings umsetzen. – In wie weit ist die Mutter dafür verantwortlich die (ungerechte) Geschlechterrolle der Kinder zu zementieren? gezielte Elternarbeit – viel Zeit und Energie muss aufgewendet werden um Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen (ist aber lohnenenswert) * Hören bei Exitenzfragen die Werte auf? – Vergabepraxis: – Spannungsbogen Existenzfrage einerseits und rechtliche Vorschriften (Vergabe andererseits besimmten einen Großteil der Diskussion – suche nach Alternativen notwendig – solidarischer Widerstand erforderlich – wie sieht der Umgang mit dem legitimen Bedürfnis der eigenen Sicherheit – deutliche Chancen man kann sich mit einem Bekenntis zu Werten abgrenzen – MitarbeiterInnen werden zu SöldnerInnen – politische Aktionen zur Systemänderung nötig, doch wie sehen diese aus? * Werte Jugendlicher in Bildern: – Werte der Jugendlichen stellen Sehnsüchte dar, keine Realität – Junge Menschen haben diese Werte tatsächlich, leben sie heutzutage nur auf eine andere Art aus – die Wertehaltungen werden von Instutitionen wie Kirche oder auch von Medien zu eigenen Zwecken benutzt und passend gemacht – Woher kommen die Werte der Jugendlichen? Geben MitarbeiterInnen der Jugendsozialarbeit Orientierung? Nehmen Sie die Suche der Jungendlichen und ihre Sehnsucht nach Orientierung wahr? – Jugendsozialarbeit muss dazu beitragen, dass junge Menschen ihre Werte leben und erleben können * Werte: Was ganz vergessen worden ist… : – sehr verschiedene Ansichten bestimmten die Diskussion – in Führungspositionen gilt es Haltung zu zeigen und Vorbild zu sein – Offenheit sich über Werte auszutauschen ist erforderlich – 10 Gebote als möglichen Wertekanon auf heute und die Jugendsozialarbeit übertragen – es kommt auf das Zusammenspiel verschiedener Wertehaltungen an – für Jugendliche muss ein Werteorientierung sehr schwer sein, wenn dieser Prozess erwachsene Fachkräfte vor Schwierigkeiten stellt ZWISCHENIMPULS Prof. Dr. Martin Lechner ERKENNTNIS Welche Werte sind uns in der evangelischen und katholischen Jugendsozialarbeit besonders wichtig? – Leben als Geschenk – Akzeptanz – angenommen sein – Kommunikation als Haltung, im Handeln und in Konzepten – andere akzeptieren – Zuwendung & Leidenschaft – Solidarität – Vertrauen – Glaub(e)würdigkeit – Spiritualität als Kraftquelle der Kreativität und des Widerstands – als Christ Leitbild sein – Ebenbild Gottes – Nächstenliebe – Wertschätzung – Achtung von anderen in ihrer Würde – das Anderssein anerkennen – gerechte Teilhabe – wechslseitiger Respekt und Wertschätzung – interkulturelle Sensibilisierung – aktive Akzeptanz – sich selbst annehmen, dann den anderen   HANDELN Wie übernehme ich Verantwortung und lebe meine Werte? Konkrete Handlungen machen die Werte authentisch. Zu folgenden Werten wurden Handlungen erarbeitet und von einer kleinen Gruppe TeilnehmerInnen sowie von Prof. Lechner bewertet. Die Bewertungsskala bewegte sich zwischen ‚der Wert wartet noch auf sein Leben‘ und ‚der Wert ist lebendig‘. * Wert: Wahrung des Anderen / der Anderen in seiner / ihrer Würde Handlungsvorschlag: Räume, Zeit und Menschen anbieten, so dass Jugendliche in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit Begegnung erleben können. Jungen Menschen sollen vorurteilsfreie und offene Gesprächskreise, Gespräche oder Runde Tische angeboten werden, die man gemeinsam gestalten kann. Es soll die Möglichkeit geben, Verschiedenheit wahr zu nehmen und sich über den eigenen Platz / die eigene Rolle in der Gesellschaft austauschen zu können. Das Angebot soll an einem festen Tag und immer zur gleichen Uhrzeit erfolgen und beruht auf einer freiwilligen Teilnahme der Jugendlichen. Die Festlegung von Zeit und Ort richtet sich nach den Bedürfnissen der Jugendlichen. Bewertung: – Handlung ist lebendig – man kann mitreden – kann sich ‚auskotzen‘ – fühlt sich so angenommen, wie man ist – bietet einen Ort sich angenommen zu fühlen, da keine Zugangsvoraussetzungen vorliegen oder Aufgaben und Arbeisaufträge mit dem Angebot verbunden sind * Wert: Gerechtigkeit zwischen Geschlechtern Handlungsvorschlag: Veranstaltungen im Feld der Jugendsozialarbeit mit geschlechtlich gemischten Teams anbieten, keine Überbesetzung der Männer vornehmen. Die Veranstaltungen werden in einer geschlechtergrechten Sprache ausgeschrieben, durchgeführt und dokumentiert. Für teilnehmende Elternteile wird eine Kinderbetreuung angeboten. Bewertung: – ambivalente Reaktionen – insgesamt liegt Handlungsvorschlag im mittleren Bereich zwischen ‚der Wert wartet noch auf sein Leben‘ und ‚der Wert ist lebendig‘ – es handelt sich um formale Kriterien – zeigt, dass Frauen das auch können – das Angebot der Kinderbetreuung wird als lebendig empfunden und hebt strukturelle Benachteiligung von Elternteilen (meist Frauen) auf * Wert: Glaub(e)würdigkeit Handlungsvorschlag: Zielgruppenorientierung und die Bedürfnisse benachteiligter junger Menschen haben Vorrang vor Politik und Verbandsinteressen. Mit den Jugendlichen werden verbindliche Absprachen getroffen, Angebote gemacht und Zusagen eingehalten. Entsprechende Gespräche mit Politik, Geldgebern und Verbänden werden geführt man unterwirft sich nicht ihrem Diktat. Beispiel: Keine Beteiligung an Ausschreibungsverfahren, wenn es der Zielgruppe (benachteiligte Jugendliche) nicht wirklich Erfolg bringt. Bewertung: – Handlungsvorschlag ist lebendig – es gibt klare Angebote, an denen junge Menschen sich orientieren und beteiligen können – positive Reaktion, man fühlt sich ernst genommen – Vorgehen ist von der Person aus geprägt, am Nächsten / an der Nächsten ausgerichtet Eine Bewertung seitens der Politik, Geldgebern u.a. müsste auch in Betracht gezogen werden. * Wert: Als Christ Vorbild sein Handlungsvorschlag: Neue Bewohner und Bewohnerinnen eines Jugendwohnheims beginnen eine Hausführung in der Kapelle. Daran schließen sich die weitere Hausführung und organisatorische Belange an. In der Kapelle werden den BewohnerInnen sehr persönliche Gesprächsangebote über existentielle Themen gemacht. Einmal wöchentlich findet so ein Gesprächsangebot mit pädagogischer Begleitung statt. Die Teilnahme daran ist für jede / jeden freiwillig. Bewertung: – die Handlung bewegt sich zwischen ’noch warten‘ und ‚lebendig sein‘ – wie verhält es sich mit anderen Glaubesrichtungen – der christliche Raum wird den BewohnerInnen aufgredrängt – unverbindliches Interesse sich das Angebot mal anzusehen, mal hinzugehen, sich selber aber nicht zu sehr zu öffnen – ein pluralitätsfähiger religionspädagogischer Ansatz ist notwendig, herkömmliche religionspädagogische Angebote der christlichen Kirchen reichen nicht aus um einer multikulturellen Bewohnerstruktur gerecht zu werden – unter Berücksichtung kultureller Besonderheiten, verschiedener Feste und Feiertage, bei der Angebotsgestaltung und der Auswahl jugendgerechten Methoden sowie der Schaffung eines Bezugs zum Alltag, gewinnt der Handlungsvorschlag an Lebendigkeit * Wert: sich annehmen, andere annehmen Handlungsvorschlag: Sich Zeit nehmen und anderen Zeit geben. Rahmen und Atmosphäre schaffen, in der man gerne arbeitet. Gespräche auf gleicher Augenhöhe führen, z.B. in einer Sitzgruppe. Sich dem Gegenüber ganz widmen, keine anderen Gespräche oder Telefonate zwischendurch führen. Sich darauf besinnen, Dinge zu tun, die man gut kann. Gegebenenfalls Aufgaben deligieren. Die Ansprüche an sich und andere nicht so hoch setzen keine zu hohen Erwartungen an andere stellen. Klar und konkret erlebbar sein, nicht verschwommen und ’seid nett zueinander‘. Bewertung: – absolut lebendig – schafft Vertrauen – zeigt, dass man nicht nur für die Arbeit bezahlt wird, sondern als Mensch wahrgenommen wird – die Realität ermöglicht leider nur eine teilweise Umsetzung ABSCHLUSS UND VERABSCHIEDUNG Abschließend appellierte Ralf Besser (Moderator), seine Werte nicht aus den Augen zu verlieren. Jeder und jede kann mit seinem Handeln / mit ihrem Handeln an die eigenen Werte anknüpfen und damit persönliches und berufliches Agieren wertvoll gestalten. – Bilderseite Wertetag.doc.pdf – Bild 0147.pdf – Bild 0148.pdf – Bild 0153.pdf – Bild 0167.pdf – Bild 0199.pdf – Bild 0185.pdf – Bild 0191.pdf – Bild 0201.pdf – Bild 0301.pdf – Bild 0324.pdf

http://www.bagejsa.de

Quelle: BAG KJS

Dokumente: Bild_0324.pdf

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