Sprache als goldener Schlüssel zur Integration

SPRACHE ALS GOLDENER SCHLÜSSEL ZUR INTEGRATION “ Gute Sprachkenntnisse und eine strukturierte Freizeitgestaltung sind die Türöffner zur Integration jugendlicher Spätaussiedler. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einer groß angelegten Längsschnittstudie: Gemeinsam mit Kollegen der Universität Haifa haben sie in Deutschland und Israel mehr als 4000 Zehn- bis 19-Jährige, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, über fünf Jahre hinweg begleitet. Die Resultate werden diese Woche in einer internationalen Wissenschaftlerkonferenz in Jena vorgestellt. Einen weiter führenden Projektverbund fördert nun das Bundesforschungsministerium mit mehr als drei Millionen Euro. Immerhin bei zehn Prozent der jugendlichen Migranten aus der Ex-UdSSR misslingt laut Jenaer Studie die soziale und kulturelle Eingliederung in Deutschland. ‚Sie fühlen sich diskriminiert und gesellschaftlich ausgegrenzt, sie haben massive Probleme in der Schule und beim Start ins Berufsleben‘, erklärt Entwicklungspsychologe Professor Rainer K. Silbereisen, ‚und sie neigen zu delinquenten Verhaltensformen.‘ … Verblüffen muss der Jenaer Befund, dass solche Verhaltensweisen statistisch mit der Aufenthaltsdauer in der neuen Heimat sogar zunehmen. Die Wissenschaftler erkennen dies als eine Folge aufgestauter Frustrationen und wachsender Probleme in der Persönlichkeitsentfaltung. Einen Automatismus gebe es dabei zwar nicht, so Silbereisen, wohl aber klar zu benennende Risikofaktoren. Drei Viertel der jungen Diaspora-Migranten in Deutschland und sogar über 80 Prozent in Israel haben die Tendenz, in der Freizeit unter sich zu bleiben. … Als goldener Schlüssel zur Eingliederung gilt die Kommunikationsfähigkeit mit Einheimischen. … Am besten funktioniert das, je rascher es geschieht. Deshalb seien Deutschkurse schon in den Herkunftsländern der Spätaussiedler so wichtig, sagt Silbereisen. Der zweite entscheidende Faktor zur Integration liegt in der Freizeitgestaltung. … Die Jenaer Psychologen halten dazu eine so genannte strukturierte Freizeit für erforderlich: eine, die klare Angebote und Erwartungen enthält, die zu eigenständigem Handeln anregt und so die soziale und die Persönlichkeitsentwicklung fördert. Das sei etwa in einem Jugendzentrum nicht unbedingt gegeben, warnt Professor Silbereisen. Auch den vielfältigen Integrationsprogrammen stehe er so lange skeptisch gegenüber, bis sie auf ihre Wirksamkeit hin überprüft worden seien. … Interessant für die Wissenschaftler sind auch jene 20 Prozent junger Migranten, die trotz erlebter Diskriminierung und mangelnder Schulerfolge nicht ins soziale Abseits geraten – Forscher nennen dies Resilienz. Es handelt sich oft um Jugendliche, die gut Deutsch sprechen, in gut situierten Elternhäusern leben und erst vor kurzem in der neuen Heimat angekommen sind. “ Von Wolfgang Hirsch (TLZ vom 20.11.2006)

http://www2.uni-jena.de/svw/devpsy/cads/start.html

Quelle: Newsletter Pro Integration http://www.tlz.de/tlz/tlz.wissenschaft.volltext.php?kennung=on1tlzWISWisNational39039&zulieferer=tlz&kategorie=WIS&rubrik=Wissen%C2%AEion=National&auftritt=TLZ&dbserver=1

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