Chancen nutzen, Hemmnisse beseitigen – Beschäftigung Geringqualifizierter in Deutschland

ERGEBNISSE EINER UNTERNEHMERBEFRAGUNG DES DIHK Zur Diskussion gestellt Auszüge aus einem Statement von Achim Dercks Stv. Hauptgeschäftsführer und DIHK-Arbeitsmarktexperte: “ Die Konjunktur läuft so gut wie lange nicht, die Unternehmen stellen wieder vermehrt ein. Die Arbeitsmarktbelebung wird allerdings an den Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung weitgehend vorbeigehen. Eine aktuelle Umfrage unter 20.000 Unternehmen zu den Beschäftigungschancen Geringqualifizierter belegt: Eine Wende zum Besseren setzt voraus, dass die bestehenden Einstellungshemmnisse zügig und beherzt angegangen werden. … Fast zwei Drittel der Unternehmen geben an, dass sie zusätzlich Geringqualifizierte einstellen wollen, wenn die größten Hindernisse beseitigt werden. … Der Handlungsbedarf ist groß: Fast 70% der Unternehmen nennen mindestens einen wichtigen Grund, der mehr Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte hierzulande im Wege steht. Beschäftigungsbremse Nummer eins sind die vergleichsweise hohen Arbeitskosten – also die Summe aus Löhnen und den diversen Lohnzusatzkosten – für Einfachtätigkeiten in Deutschland: Fast 40% der Betriebe geben an, dass sie deshalb keine Arbeitsplätze für Geringqualifizierte anbieten. Jedes dritte Unternehmen nennt die restriktiven Vorgaben bei Befristung und Kündigungsschutz als Hauptproblem, ein weiteres Drittel gibt an, dass Produktivität und Qualität der Arbeit zu gering sind. 28% der Betriebe betrachten die fehlende Motivation der Bewerber als zentrales Hindernis. Hierbei besonders auffallend: Fast zwei Drittel der Zeitarbeitsunternehmen – so viele wie in keinem anderen Wirtschaftszweig – berichten uns davon. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Arbeitsagenturen überdurchschnittlich häufig versuchen, auch Geringqualifizierte in diese Branche zu vermitteln. … Je größer die Unternehmen, desto häufiger scheitert die Einstellung am Widerstand des Betriebsrates gegen die Einstufung von Mitarbeitern in untere Tarifgruppen. Viele Unternehmen umgehen deshalb Neueinstellungen: Am häufigsten springen Kollegen ein, wenn die Einstellung Geringqualifizierter scheitert: 44% der Betriebe – vor allem kleinere – geben dies an. Dadurch werden ökonomische Chancen der Arbeitsteilung vertan. 30% der Unternehmen setzen ihrerseits auf Outsourcing im Inland bzw. Inanspruchnahme von Zeitarbeit, 18% auf Verlagerung ins Ausland. Ein Viertel der Betriebe automatisiert stattdessen, rund jeder 6. Betrieb verzichtet schlicht auf die entsprechende Produktion bzw. Dienstleistung. Mit einem Abbau der Arbeitsmarkt-Hürden wäre allerdings ein „Kurswechsel“ möglich: 64% der Betriebe geben an, dass sie bei besseren Rahmenbedingungen mehr Geringqualifizierte einstellen würden. Vor allem Zeitarbeitsfirmen, Gesundheitsdienstleister, Reinigungsdienste und Unternehmen aus der Sicherheitswirtschaft zeigen sich hier besonders offen. … Eine Ausdehnung der sachgrundlosen Befristung auf bis zu vier Jahre würde gerade den Einstieg Geringqualifizierter erleichtern. … Auch Unternehmen, Arbeitnehmer und Schulen sind gefordert: Denn mittel- und längerfristig können vor allem mehr Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung das Problem der Geringqualifizierten kleiner werden lassen. Auch eine geringere Schulabbrecherquote ist notwendig. Mehr Bildung ist allemal die beste Antwort auf den steigenden Fachkräftebedarf der Unternehmen – und der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. “ Die Ergebnisse der DIHK-Unternehmensbefragung im Volltext entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Quelle: Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Dokumente: umfrage_geringqualifizierte.pdf

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