STELLUNGNAHME Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat auf seiner Sitzung am 8. März 2007 in Bonn den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vorgelegten Entwurf des Berufsbildungsberichts 2007 beraten. Die Gruppen der Beauftragten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer sowie der Länder beschlossen eine gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf des Berufsbildungsberichts 2007 und brachten zusätzlich jeweils eigene Voten ein, die der gemeinsamen Stellungnahme beigefügt sind. Der BIBB-Hauptausschuss hat die gesetzliche Aufgabe, die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Berufsbildung zu beraten. Er ist zu gleichen Teilen mit Beauftragten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, der Länder sowie des Bundes besetzt. Auszüge aus der Stellungnahme des BIBB-Hauptausschusses sowie die einzelnen Voten der Beauftragten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und der Länder: “ … Zukunft des Berufsbildungsberichts Der Berufsbildungsbericht der Bundesregierung enthält wichtige und aktuelle Informationen zur Situation der beruflichen Bildung. Der Hauptausschuss erwartet jedoch von der Bundesregierung, dass sie die Ergebnisse der Beratungen seines Unterausschusses Berufsbildungsbericht/Haushalt umfassender aufgreift und bei der Berichterstattung berücksichtigt. Struktur und Aufmachung des Berufsbildungsberichts sollten ferner zeitgemäßer gestaltet werden – auch unter Einbeziehung der neuen Medien. Das Bundesinstitut für Berufsbildung sollte alle statistischen Tabellen, die bisher Bestandteil des Berufsbildungsberichts sind, zentral im Internet publizieren. … Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung fordert zudem die Bundesregierung auf, sich im Berufsbildungsbericht intensiver als bisher mit der Situation der beruflichen Weiterbildung zu beschäftigen. * VOTUM DER GRUPPE DER BEAUFTRAGTEN DER ARBEITGEBER ZUM ENTWURF DES BERUFSBILDUNGSBERICHTES 2007 … Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt 2006 Im Zeitraum vom 1. Oktober 2005 bis zum 30. September 2006 wurden bundesweit 576.200 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 26.000 Verträge oder 4,7 Prozent mehr. Im Vergleich zu 2003 – dem Jahr vor dem Ausbildungspakt – ist dies ein Zuwachs von 18.900 bzw. 3,4 Prozent. Bis zum Jahresende lag der Zuwachs zum Vorjahr im Bereich der Industrie- und Handelskammern bei 5,5 Prozent, im Handwerk bei 3,1 Prozent sowie in der Landwirtschaft bei 7,0 Prozent. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ist der Zuwachs bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen alleine betrieblichen Ursprungs. Die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine Ausbildungsstelle ist im Berichtsjahr 2005/2006 um 22.100 auf 763.100 angestiegen. Dieser Anstieg beruht ausschließlich auf einer Zunahme an Bewerbern aus früheren Schulentlassjahren („Altbewerber“), u. a. aufgrund der intensiveren Betreuung von Jugendlichen aus dem Rechtskreis SGB II, die früher die Berufsberatung vielfach nicht aufgesucht haben. Mehr noch nicht vermittelte Bewerber (+ 8.600 auf 49.500) bei einer geringeren Zunahme der unbesetzten Stellen (+ 2.800 auf 15.400) ließen auch die Lücke auf dem Ausbildungsmarkt größer werden als im Vorjahr (+ 6.200). … Mit den Ende September bei der BA gemeldeten 15.400 unbesetzten Ausbildungsplätzen, den bis zu 40.000 EQJ-Plätzen und weiteren Programmplätzen … standen genügend Angebote zur Verfügung, um allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. … Verlängerung des Ausbildungspakts bis 2010 Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt: Die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt können nur gemeinsam gelöst werden. Deshalb haben die Partner des „Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs“ am 5. März 2007 den Ausbildungspakt bis 2010 verlängert. … Zu den zentralen Vereinbarungen des verlängerten Ausbildungspaktes zählen: • Die Wirtschaft setzt sich das verbindliche Ziel, im Durchschnitt pro Jahr 60.000 neue Ausbildungsplätze einzuwerben. Neu ist die Zusage für jährlich 30.000 neue Ausbildungsbetriebe. Darüber hinaus sagt die Wirtschaft zu, jährlich 40.000 Plätze für die betrieblichen Einstiegsqualifizierungen (EQJ) bereitzustellen. • Die Bundesregierung … unterstützt die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen mit Förderprogrammen wie JOBSTARTER und dem Bund-Länder- Ausbildungsplatzprogramm Ost. … Da es für die Vermittlung in Ausbildung entscheidend auf die allgemein bildenden Schulen und die Verbesserung des Übergangs von der Schule in Ausbildung ankommt, appellieren die Paktpartner an die Länder, die zu hohe Zahl der Schulabgänger ohne Schulabschluss und ohne ausreichende berufsqualifizierende Fertigkeiten nachhaltig und deutlich zu verringern. … Weiterbildung … Für die Arbeitgeber ist berufliche Weiterbildung daher ein zentraler Bestandteil einer zukunftsorientierten Personalentwicklung und damit der Unternehmensstrategie. … Sorgen bereitet den Arbeitgebern allerdings ein relativ großer Sockel an Nicht-Teilnehmern, der rund ein Drittel der Erwerbsbevölkerung ausmacht. Dies hängt auch damit zusammen, dass in den allgemein bildenden Schulen nur wenig Motivation und Selbstlernkompetenzen für ein lebenslanges Lernen entwickelt werden. Von zentraler Bedeutung für Lebenslanges Lernen ist daher ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem beginnend mit der frühkindlichen Bildung, das das Fundament auch für späteres Lernen legt inklusive Lernfähigkeit und Lernmotivation. Wichtig ist darüber hinaus ein durchlässiges Bildungssystem. … Europäisierung der Berufsbildung … Die Wirtschaft wird die „Europäische Öffnung“ der Berufsbildung weiterhin konstruktiv und zukunftsorientiert begleiten. Das gilt auch für das Konsultationsverfahren zu ECVET. Richtschnur muss der Bedarf der zukünftigen Nutzer sein … Die neue EU-Strukturfondsförderperiode bringt die Chance einer Neugestaltung der öffentlichen Ausgaben für die berufliche Weiterbildung mit sich. … Bei den Planungen zum Europäischen Qualifikationsrahmen sollte darauf geachtet werden, dass die Weiterbildung in ihrer differenzierten Ausgestaltung angemessen und adäquat berücksichtigt wird. Das darf nicht dazu führen, dass neue Regeln für den Weiterbildungsmarkt in Deutschland erwachsen. … * VOTUM DER GRUPPE DER BEAUFTRAGTEN DER ARBEITNEHMER ZUM ENTWURF DES BERUFSBILDUNGSBERICHTS 2007 Die berufliche Bildung ist im Jahr 2006 an zentralen Punkten nicht weitergekommen. Trotz des konjunkturellen Aufschwungs blieben berufliche Aus- und Weiterbildung in ihrem Tief sitzen, sie schafften keinen Aufschwung: … In der beruflichen Erstausbildung ist eine wirkliche Trendwende erneut nicht geschafft worden. 160.000 Bewerber blieben ohne ein konkretes Ausbildungsangebot, obwohl sie aktuell eine betriebliche Ausbildung haben wollten. Der Ausbildungspakt ist weiterhin kein Erfolg. Die Paktpartner sonnen sich in Erfolgen, die nur auf dem Papier stehen. Politiker verlieren bei den jungen Menschen immer mehr an Vertrauen. Anstatt Ausbildung anzubieten meinen die Paktpartner, die Jugendlichen mit Praktikumsplätzen abspeisen zu können. Die Sicherung und Entwicklung der Ausbildungsqualität ist nur von geringem Interesse bei den Kammern und den Politikern. Ein Berufsbildungs-PISA würde beweisen, wie massiv die Ausbildungsprobleme in Wahrheit sind. Das Berufsbildungssystem braucht neue Impulse: Die berufliche Ordnungspolitik muss sich neu aufstellen, dazu muss der Beschluss der Kultusminister sofort umgesetzt werden. Das Konsensprinzip muss endlich wieder gelten, statt es permanent zu brechen. Das System der Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung bedarf dringend einer gerechten Beteiligung aller Unternehmen. Der NQR/DQR braucht Bodenhaftung, der der beruflichen Bildung endlich ihren angemessenen Stellenwert einräumt. Alle sinnlosen Warteschleifen in Berufsfachschulen und bei Bildungsträgern müssen in drei Jahren vollständig abgebaut werden: eine qualifizierte Berufsausbildung wird allen Bewerbern angeboten – egal an welchem Lernort diese stattfinden. I. Der Staat muss seine Verantwortung wahrnehmen. … Dabei wäre es angesichts der katastrophalen Ausbildungsplatzsituation höchste Zeit, die durchaus vorhandenen Kapazitäten des beruflichen Ausbildungs- und Übergangssystems insgesamt besser zu nutzen und aus Teilen des Übergangssystems ein Ausbildungssystem zu machen, das diesen Namen verdient. Ansonsten werden nicht nur die Lebenszeit der Jugendlichen, ihre Fähigkeiten, aber auch die Ressourcen des Bildungssystems weiter vergeudet. „Was zu tun ist: Kombination von berufsfachschulischer und betrieblicher Ausbildung.“ … II. 160.000 Jugendliche gingen 2006 bei der Ausbildungsplatzsuche leer aus Die Ausbildungslücke ist viel größer als die Bundesagentur für Arbeit offiziell angibt: Jugendliche, die in Warteschleifen stecken oder aufgegeben haben, fallen aus der Statistik. … Jugendliche mit Migrationshintergrund werden besonders benachteiligt, auch wenn sie ebenso gute Zeugnisse vorweisen können wie die deutschen Mitbewerber: Von ihnen bekamen nur 31 Prozent der Hauptschüler einen betrieblichen Ausbildungsplatz, bei den Realschülern waren es ganze 34 Prozent. Insgesamt sind die Jugendlichen die großen Verlierer auf dem deutschen Arbeitsmarkt: 415.015 Arbeitslose waren im Dezember unter 25 Jahre alt. … IV. Die Flexibilisierungsdebatte – alter Wein in neuen Schläuchen: … Eine wahre Renaissance erleben derzeit Vorschläge zur Flexibilisierung im Sinne einer Modularisierung der Ausbildungsberufe. Die Vorschläge von BDA und einiger Wissenschaftler gehen in diese Richtung. Sie beinhalten eine Niveauabsenkung der Berufsausbildung und damit auch des Dualen Systems in einer Zeit, in der dieses in Konkurrenz mit den Bachelor und akademischen Abschlüssen steht. Dies leistet keinen Beitrag zur Schaffung von mehr Ausbildungsstellen. Im Gegenteil, es wirft unzählige neue Fragen auf, wie z.B. – Über welche Ausbildungszeit erhalten Auszubildende einen Ausbildungsvertrag? – Welchen Beruf erlernen sie? – Wie wird über eine modulare Berufsausbildung berufliche Identifikation und Handlungskompetenz hergestellt? – Wer bestimmt über die Anzahl und die Reihenfolge der Module? – Wer prüft, wer kommt für Prüfungsgebühren auf? … „Entwicklung von Ausbildungsberufen“ Ein Schwerpunkt der Berufsbildungspolitik der letzten Jahre war es, die Entwicklung von Ausbildungsberufen zu beschleunigen, um auf diese Weise den Bestand an Ausbildungsplätzen zu erhöhen und Betriebe zu gewinnen, die bisher noch nicht ausgebildet haben. Diese Ziele konnten nicht erreicht werden. Der Mangel an Ausbildungsplätzen besteht nach wie vor, und die neuen Berufe haben nicht zu den erwarteten Auszubildendenzahlen geführt. … Nach Auffassung der Gruppe der Arbeitnehmer sind daher Möglichkeiten, bei Neuordnungen Berufe über gemeinsame Kernqualifikationen zu Berufsgruppen oder Berufsfamilien zusammen zu fassen, noch stärker zu nutzen. Durch die Definition gemeinsamer Kernqualifikationen in Verbindung mit spezialisierten Fachqualifikationen wird sowohl dem Bedarf der Wirtschaft nach beruflich mobilen und gleichzeitig spezialisierten Fachkräften mit Überblick als auch den Anforderungen in Bezug auf Transparenz und Vergleichbarkeit der vermittelten Qualifikationen und in Bezug auf organisatorische Umsetzbarkeit bei der Beschulung Rechnung getragen. … „Anrechnung und Durchlässigkeit“ … In vielen Ausbildungsordnungen von zweijährigen Ausbildungsberufen wurde die Möglichkeit der Fortsetzung der Berufsausbildung in einen vergleichbaren dreijährigen Ausbildungsberuf festgelegt. Das gilt jedoch nur für die zeitliche Anrechnung der Ausbildungszeit, wenn der Absolvent/die Absolventin des zweijährigen Ausbildungsberufs einen Anschlussvertrag in einem dreijährigen Ausbildungsberuf erhält. Ihr Weiterkommen ist davon abhängig, ob die Leistungen des Auszubildenden als ausreichend angesehen werden, aber auch, ob der Ausbildungsbetrieb für eine Ausbildung in dem dreijährigen Ausbildungsberuf geeignet ist und die entsprechenden Inhalte vermitteln kann. … VII. Die nahen Zukunftsthemen „Der Europäische – und deutsche Qualifikationsrahmen EQR/DQR und ECVET“ … Die Implementation des Europäischen und die Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens kann und muss zur besseren Integration der bisher gänzlich aus dem Qualifikationssystem oder vom Zugang zu weiterführenden Bildungsgängen Ausgeschlossenen dienen. Dies erfordert flankierende Maßnahmen – insbesondere auch für den besseren Zugang zum Erwerb einer Qualifikation für Benachteiligte, ältere Arbeitnehmer, Immigranten. Die transparente Beschreibung von Abschlüssen in einer gemeinsamen Sprache von Lernergebnissen ermöglicht leichtere Zugänge und Übergänge zu und zwischen Qualifikationen und Bildungsbereichen. Dabei ist die Unterscheidung von Sach-, Sozial- und Selbstkompetenz zugrunde zu legen. Bei der Konstruktion des DQR ist der Zahl der Niveaus besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Bei acht Niveaus, die von den deutschen Arbeitgebern und der KMK favorisiert werden, besteht die Möglichkeit, das bisherige Facharbeiterniveau in zwei oder gar drei Niveaus aufzuspalten. Die Niveaudifferenzierung muss im Endeffekt zu einem insgesamt höheren Gesamtniveau erworbener Kompetenzen und Qualifikationen führen. … Erweiterte Möglichkeiten des Zugangs zum Qualifikationserwerb und Durchlässigkeit erfordern auch ein erweitertes Beratungsangebot für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, damit die Möglichkeiten auch sinnvoll genutzt werden können. … „Jugendliche von der Schule ins Berufsleben lotsen“ Das Durchschnittsalter der Jugendlichen zu Beginn der Berufsausbildung beträgt 19 Jahre. Warum gelingt es fast 15 Prozent eines Altersjahrgangs nicht, eine Berufsbildung aufzunehmen bzw. erfolgreich zu beenden? Um zu anerkannten Abschlüssen und zu marktfähigen Qualifikationen zu gelangen, müssen Jugendliche mit Hauptschulbildung vor dem Beginn einer Berufsausbildung oft längere Abfolgen berufsvorbereitender Maßnahmen in Form von „Schnupperlehren‘ und Praktika und berufsschulischer Bildungsgänge absolvieren. Häufig müssen sie dabei wiederholt und unter unklaren Rahmenbedingungen Entscheidungen über nächste Schritte treffen. Durch die für Deutschland typische Vielfalt von Zuständigkeiten im Übergang Schule-Beruf kann das Gelingen der beruflichen Integration durch Umwege, Abbrüche und Sackgassen gefährdet werden, wenn es Jugendlichen nicht gelingt, passende, an ihren Voraussetzungen, Zielen und Lebenslagen anknüpfende Anschlüsse zu finden. Um die Übergänge zu einem qualifizierten Berufsabschluss für junge Menschen zu verbessern, die im ersten Anlauf keinen Zugang zu einer dualen Ausbildung finden, besteht Handlungsbedarf in folgenden Bereichen: 1. Verbesserung der Vernetzung der Schulen mit den Betrieben … 2. Bessere Berufsausbildungsvorbereitung … 3. Mehr Durchlässigkeit in der Berufsausbildung … 4. Ausbildungserfolg im Verlauf der Berufsausbildung sichern … 5. Eine zweite Chance: Berufliche Nachqualifizierung konsequent fördern … * VOTUM DER GRUPPE DER BEAUFTRAGTEN DER LÄNDER ZUM ENTWURF DES BERUFSBILDUNGSBERICHTS 2007 … Die Länder appellieren deshalb an die Bundesregierung, gemeinsam mit den Sozialpartnern und der Bundesagentur für Arbeit (BA) Sofortmaßnahmen zum Abbau der hohen Altbewerberzahlen zu ergreifen. Der hohe Anteil berufsvorbereitender oder schulischer Maßnahmen muss zugunsten einer dualen Ausbildung deutlich zurückgedrängt werden, zumal die Länder bei der Finanzierung vollzeitschulischer Maßnahmen an den Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten angelangt sind. Insbesondere die BA wird aufgefordert, die finanziellen Mittel – zumindest vorübergehend – verstärkt für Maßnahmen einzusetzen, die durch stärkere Orientierung an Ausbildungsberufen einen reibungsloseren Übergang in Ausbildung und Arbeit ermöglichen. Ziel muss sein, die hohe Altnachfrage durch gezielte Programme zügig abzubauen und damit diesen bereits stigmatisierten Bewerberinnen und Bewerbern eine qualifizierte Berufsausbildung zu ermöglichen. Modularisierung … Ein Modularisierungsansatz, der dem sog. Differenzierungskonzept folgt und auf besondere Zielgruppen begrenzt bleibt, ist dagegen als sinnvolle Öffnung und Ergänzung des Dualen Systems anzusehen. Hiernach werden bestehende Bildungsgänge curricular in Form von Modulen reorganisiert. In diesem Sinne halten es die Länder für richtig, vergleichbar den Qualifizierungsbausteinen in der Berufsvorbereitung die Bildungsgänge in der Berufsausbildung unter Wahrung des Berufsprinzips durch Ausbildungsbausteine zu modularisieren. So definieren Ausbildungsbausteine Zwischenschritte der Ausbildung, deren erfolgreiche Bewältigung für Auszubildende einen wichtigen motivierenden Hebel darstellen kann. Ausbildungschancen benachteiligter Jugendlicher … Leider fehlt einem großen Teil der staatlich finanzierten Maßnahmen die betriebliche Anerkennung, was geringere Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt zur Folge hat. Da betriebliche Praxis aber für die Berufsausbildung Benachteiligter unverzichtbar ist, sind Wege zu finden, um mit der Wirtschaft bei der Ausbildung Benachteiligter besser als bisher zu kooperieren. Hierzu sollten folgende Empfehlungen stärker als bisher Beachtung finden: • Die unentgeltliche Bereitstellung von Praktikumsplätzen für Benachteiligte stellt den unverzichtbaren Beitrag der Wirtschaft zur Ausbildung Benachteiligter dar. Die Besetzung solcher Plätze kann aber nicht dem Zufall überlassen werden, sondern erfordert dauerhafte Kooperationsstrukturen, die einer ausreichenden Finanzierung bedürfen. • Benachteiligte benötigen meist ein intensives individuelles Coaching, um Defizite auszugleichen. Dieses kann nicht aus dem unternehmerischen Prozess heraus durch Personen bereit gestellt werden, die vor allem über eine fachlich orientierte Ausbildereignung verfügen. Hierzu bedarf es einer sozialpädagogischen Begleitung mit einem hinreichenden Betreuungsschlüssel. Diese muss in allen berufsvorbereitenden und außerbetrieblichen Maßnahmen sichergestellt und finanziert werden und muss auch für den Betrieb als Dienstleistung abrufbar sein. • Angesichts der immer größeren Schwierigkeit, Ausbildungsplätze für schwächere Schulabgänger zu finden, werden Ausbildungsberufe nach einem gestuften Modell zu schaffen sein. Dies kann leistungsschwachen Bewerbern statt Warteschleifen eine echte Chance auf Erfolg im dualen System verschaffen. Dabei sollte dann auch die Möglichkeit bestehen, auf dem ersten Bildungsabschluss aufzubauen. Ausbildungsordnungen, in denen Vertiefung und Spezialisierung vorrangig nach erfolgreichem Abschluss einer zweijährigen Grundausbildung vorgesehen sind und die mehrere Wahlbausteine enthalten, sind auch besonders für diese Zielgruppe geeignet. Daher sehen die Länder im Vorschlag des DIHK „Dual mit Wahl“ vom Januar 2007 einen konstruktiven Ansatz. “ Den Volltext der Stellungnahme erhalten Sie über den Link in der Quellenangabe. Bitte nehmen Sie in diesem Zusammenhang auch die Meldung vom 9.10.06, 5.3.07 und 5.2.07 zur Kenntnis.
Quelle: http://www.bibb.de/de/29174.htm