Junge Menschen fördern – Ausbildung schaffen und Qualifizierung sichern

Auszüge aus dem ENTWURF des Antrages: “ Der Bundestag wolle beschließen: I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: Zum Abschluss des Vermittlungsjahres 2005/2006 konnte ein Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um rd. 26.000 bzw. 4,7 % gegenüber dem Vorjahr auf über 576.000 verzeichnet werden. Zugleich hat sich die Zahl der Jugendlichen, die am 30. September 2006 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) noch als unvermittelte Bewerber und Bewerberinnen gemeldet waren, um rd. 8.000 oder 22,1 % auf 49.453 Jugendliche erhöht. Durch die intensiven Nachvermittlungsaktionen im Rahmen des Ausbildungspaktes konnte diese Zahl bis zum Abschluss der Nachvermittlungsaktion im Januar auf rund 17.400 (Mitte Januar 2007) verringert werden. … Sie ist damit um 18.236 (11,4 Prozent) geringer als im März 2006 (159.840). Die seit vielen Jahren schwierige Entwicklung des Ausbildungsmarkts hat zu steigenden Anteilen von Bewerberinnen und Bewerbern geführt, die statt in betriebliche Ausbildung in alternative Bildungs- und Qualifizierungswege einmünden. 1,3 Mio. Schulabgänger bis 29 Jahre haben derzeit überhaupt keine Ausbildung. In der letzten Dekade blieben jährlich 80.000 Schulabgänger ohne eine weiterführende Qualifizierung. Dieser Personenkreis hält seinen Wunsch nach einer Ausbildung im dualen System zu großen Teilen aufrecht und erhöht somit in den jeweiligen Folgejahren wiederum die Gesamtnachfrage nach Ausbildungsplätzen bzw. hält diese auf hohem Niveau stabil. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) geht im Rahmen seiner Auswertung der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2006 bei seiner Definition des Begriffs Altbewerber von der Fragestellung aus, ob sich die betreffende Person tatsächlich bereits in früheren Jahren um eine Ausbildung im dualen System beworben hat. Unter Zugrundelegung dieser Definition weist das BIBB als Hochrechung einen Altbewerberanteil von rd. 40% aus. Dies stellt im Vergleich zur vorangegangenen Untersuchung aus dem Jahr 2004 einen Aufwuchs um rd. 4 Prozentpunkte dar. Von diesen – in absoluten Zahlen rd. 302.200 – Altbewerberinnen und Altbewerbern waren am Jahresende rd. 168.300 nicht in eine duale Ausbildung eingemündet. Aus dieser Personengruppe sind aber nach eigenen Angaben rd. 142.800 weiterhin an einem Ausbildungsplatz im dualen System interessiert. Gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft, Tarifpartnern, Gesellschaft und Politik ist, den unversorgten Altbewerbern eine berufliche Qualifizierung zu ermöglichen. Hierzu dienen die Verlängerung des Ausbildungspaktes und qualifizierte Stufenausbildungen, um so Berufsbilder zu öffnen, die heute für Hauptschüler verschlossen sind. Von den derzeit rund 340 Ausbildungsberufen sind schätzungsweise nur ca. 20 Prozent faktisch offen für Bewerber und Bewerberinnen mit Hauptschulabschluss. Um Einstiegskorridore gerade für praktisch Begabte zu schaffen, brauchen wir einen Ausbau der qualifizierten Stufenausbildung. Qualifizierte Stufenausbildungen führen weiter und verbessern die Chancen der jungen Menschen. Dies bedeutet, dass statt der bisherigen Zwischenprüfungen Zwischenabschlüsse möglich werden. Sie motivieren, werter zu machen. Altbewerber bilden keine einheitliche Gruppe, sondern setzen sich aus sehr verschiedenen Kreisen mit sehr unterschiedlichen Ausbildungs-chancen zusammen. Die Bandbreite reicht von jungen Menschen ohne oder mit schwachem Schulabschluss über Personen, die ihre Chancen mit einer durchlaufenen betrieblichen Einstiegsqualifizierung deutlich erhöhten, bis hin zu jungen Erwachsenen mit vergleichsweise höheren schulischen Qualifikationen. … Die Erfolgswahrscheinlichkeit für Personen aus dem Kreis der Altbewerber, in eine berufliche Ausbildung einzumünden, ist dabei nicht allein von der Person abhängig, sondern von den regionalen Begebenheiten. Auch die relativen Altbewerberanteile in städtischen Räumen liegen über denen in ländlich geprägten Räumen. Der Ausbildungsstellenmarkt folgt dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen ist im März 2007 gegenüber dem Vorjahresmonat um 869.000 gesunken auf nun 4,108 Millionen. Gegenüber dem Februar sank die Zahl der Arbeitslosen um 114.000 und damit fast doppelt so stark wie im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Besonders erfreulich ist die starke Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 624.000 gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen unter 25 Jahren ist im März 2007 gegenüber dem Vorjahresmonat um 26,7 Prozent (159.000) auf nunmehr 435.000 zurückgegangen. Die Struktur der Regionen ist im Hinblick auf die Ausbildungssituation differenziert zu betrachten. In Deutschland ist die Arbeitslosigkeit regional unterschiedlich hoch, verbunden mit unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen. Es gibt Gebiete mit Monowirtschaft, andere mit einem breiten Mittelstand, eher landwirtschaftlich geprägte Gebiete etc. Dies hat Auswirkungen auf die Beschäftigungs- und Ausbildungssituation. Dort, wo es wenig Betriebe gibt, bedarf es mehr außerbetriebliche Angebote. In der Gruppe der Altbewerber sind Jugendliche mit Migrationshintergrund mit 29 % deutlich höher vertreten als bei den Bewerberinnen und Bewerbern des aktuellen Schulentlassjahres (21 %). Die Ausbildungsquote von türkisch- deutschen Unternehmen liegt bei 15 Prozent. Im Durchschnitt liegt sie in Deutschland bei 23 Prozent. Ausbildung ist die Voraussetzung für Integration. Deshalb brauchen wir Ausbildungsbeauftragte in den Moscheen. Diese sollten über den Wert der beruflichen Ausbildung für Unternehmer und für Arbeitnehmer informieren. Die Kammern, die Berufsberatung, die Kommunen und die Politik sollten die Ausbildungsbeauftragten in den Moscheen dabei unterstützen. Unter den Altbewerberinnen und Altbewerbern, die Ende 2006 noch nicht in eine voll qualifizierende Ausbildung gelangt sind, ist der relative Anteil der jungen Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung zwar gesunken, aber ihre Größenordnung ist mit rd. 12.300 immer noch beträchtlich. Über einen mittleren Bildungsabschluss verfügen rd. 69.000. Diesen beiden Gruppen stehen rd. 67.000 junge Menschen ohne bzw. mit Hauptschulabschluss gegenüber. Auch die Problematik der Ausbildungsabbrecher muss angegangen werden. Bricht ein Auszubildender seine Ausbildung ab, so ist das für beide Seiten negativ. Der Abbrecher hat keinen Ausbildungsplatz mehr, er hat Zeit verloren und steht in der Regel ohne eine Qualifizierung da. Das ausbildende Unternehmen hat zwar einen freien Ausbildungsplatz, der jedoch oftmals nicht mehr neu besetzt werden kann. Das Bund-Länder-Programm Ausbildungsplatz Ost und die außerbetrieblichen Ausbildungshilfen sollen daher ausgebaut, die Berufsberatung als ein Vorsorgeinstrument gestärkt und die Verbundausbildung ausgeweitet werden. Für die Verbundausbildung muss zusammen mit den Kammern weiter offensiv geworben werden. Der Deutsche Bundestag bekräftigt das Ziel, allen ausbildungswilligen jungen Menschen ein Angebot für eine hochwertige berufliche Ausbildung zu unterbreiten. Nicht ausbildungsfähige Jugendliche sollen in verstärkter Kooperation mit den Bundesländern durch geeignete Fördermaßnahmen zur Ausbildungsreife geführt werden. Ziel muss es sein, das duale Berufsausbildungssystem für mehr junge Menschen zugänglich zu machen und die wachsende Gruppe der Altbewerber mit jeweils zielgruppenbezogenen Maßnahmen arbeitsmarktrelevant zu qualifizieren. II. Der Deutsche Bundestag begrüßt: 1. die Zielsetzung der Bundesregierung, das Berufsbildungssystem durch strukturelle Reformen und verbesserte Übergänge zwischen den Teilsystemen der beruflichen Bildung effizienter und zukunftssicher auszugestalten. Dabei hält der Deutsche Bundestag an den Grundprinzipen des dualen Ausbildungssystems, insbesondere dem Berufsprinzip und der Abschlussprüfung, fest. 2. die Verlängerung des zwischen der Bundesregierung und den Verbänden der Wirtschaft geschlossenen Nationalen Ausbildungspaktes von 2007 bis 2010. Er sieht aber wie die Bundesregierung weiteren Handlungsbedarf insbesondere zugunsten der wachsenden Gruppe der Altbewerber, die nur begrenzt in reguläre Berufsausbildung münden. Dazu muss vorrangig das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen ausgebaut werden. Ein wichtiger Ansatz hierzu ist, im Zuge der konjunkturellen Belebung gerade die Mehrzahl der bislang nicht ausbildenden Unternehmen in Deutschland stärker für die duale Berufsausbildung zu gewinnen. 3. die Steigerung der Ausbildungsverträge des letzten Ausbildungsjahres und appelliert an die deutsche Wirtschaft, schon im Hinblick auf die demografische Entwicklung und den zum Teil in einzelnen Regionen und Branchen bereits jetzt absehbaren Fachkräftemangel auch künftig zusätzliche Ausbildungsplätze bereitzustellen. 4. die Zielsetzung der Bundesregierung, insbesondere für die Personen-gruppe der Altbewerber, zusätzliche Initiativen zur beruflichen Qualifizierung zu ergreifen. Dies gilt zum einen für die Gruppe markt-benachteiligter Altbewerber, die über ein System von Ausbildungs-bausteinen einen gestuften Übergang in eine reguläre duale Ausbildung erhalten sollten durch eine Zulassung zur Externenprüfung vor den Kammern zusätzliche Chancen auf einen regulären Ausbildungsabschluss erhalten sollen. Die Ausbildungsbausteine sollen in wichtigen Berufen des dualen Systems entwickelt und in Pilotregionen Deutschlands in konzertierten Aktionen der regionalen Berufsschulen, Betriebe, Kammern und Bildungsträgern erprobt und bei Erfolg in der Breite angewandt werden. 5. darüber hinaus die verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungschancen, die zwischen den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft und der Bundesregierung anlässlich der Verlängerung des Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs vereinbart wurden. Dies gilt besonders für die Zusagen der Bundesregierung, – berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen einschließlich der Maßnahmen für behinderte Jugendliche auf hohem Niveau fortzuführen – die Aufnahme organisatorischer Unterstützung betrieblicher Ausbildungsvorbereitung und Ausbildung zugunsten von benachteiligten Jugendlichen in das Arbeitsförderungsrecht zu prüfen – ein dreijähriges Förderprogramm zur passgenauen Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige kleine und mittlere Unternehmen aufzulegen – ausbildungsbegleitende Hilfen zugunsten von benachteiligten Jugendlichen auszuweiten, insbesondere auch zugunsten von jungen Migranten und Migratinnen sowie von behinderten und schwerbehinderten jungen Menschen – bei Bedarf die betriebliche Einstiegsqualifizierung im Falle von lernbeeinträchtigten und sozial benachteiligten Jugendlichen mit sozialpädagogischer Begleitung bei Berufsausbildungsvorbereitung zu flankieren – zur Verbesserung der Berufsorientierung und Ausbildungsreife von Schulabgängern verstärkt die vertiefte Berufsorientierung, die frühzeitig schon in den Schulen zum Einsatz kommt, auszuweiten. III. Der Deutsche Bundestag fordert: 1. die Bundesregierung auf, auch in bereits bestehenden Fördermaßnahmen Ausbildungsbausteine zu erproben. Dies gilt besonders für die betriebliche Einstiegsqualifizierung, soweit Betriebe dies unterstützen. Die hohen Übergangszahlen von Absolventen der Einstiegsqualifizierungen Jugendlicher in eine reguläre Ausbildung zeigt die Wichtigkeit dieses Instrumentes. Durch die Kombination mit den Ausbildungsbausteinen kann dieses Instrument weiterentwickelt und die nachfolgende Ausbildungszeit verkürzt werden. 2. die Bundesregierung auf, auch zugunsten der Gruppe von Altbewerbern mit besonderen individuellen Vermittlungsproblemen zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen. Er begrüßt die Absicht der Bundesregierung, für langzeitarbeitslose Altbewerber mit Vermittlungsproblemen einen Kombilohn mit Qualifizierungskomponente zu entwickeln, mit dem die Arbeitgeber neben dem Lohnzuschuss einen zweckgebundenen Qualifizierungszuschuss erhalten. Die Qualifizierung könnte auch hier sinnvoll durch beschäftigungsbegleitend einzusetzende Ausbildungsbausteine erfolgen. Damit sollte Altbewerbern auch über diesen Weg eine Option für einen Ausbildungsabschluss eröffnet werden. Die Vernetzung der Ausbildungsbausteine mit dem Kombilohnmodell ist sinnvoll, damit der Kombilohn keine weitere Ersatzmaßnahme ist, sondern zertifizierte Ausbildungsbausteine für die reguläre Ausbildung vermittelt. Der Deutsche Bundestag sieht darüber hinaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für Ausbildungsbausteine in der Nachqualifizierung junger Erwachsener und appelliert an die Berufsbildungsverantwortlichen, die bestehenden Fördermöglichkeiten des SGB II und III zu entsprechender Nachqualifizierung stärker zu nutzen, 3. die Bundesregierung auf, das geplante System von Ausbildungsbausteinen auch für eine Verzahnung von beruflicher Aus- und Weiterbildung zu nutzen. Ziel muss es sein, leistungsstarken Jugendlichen bereits während der Ausbildung Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten, und ihnen einen Einstieg in weitergehende berufliche und akademische Qualifizierung zu ermöglichen. 4. die Bundesregierung auf, ihre Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Ausbildungsplatzangebote, wie etwa die Förderung von Verbundausbildung, Ausbildungsnetzwerken, Branchenkampagnen und Ausbildungsplatzakquisition, weiter zu verstärken. 5. die Kammern auf, in den Betrieben für eine Übernahme von Altbewerbern mit entsprechenden anrechenbaren Teilqualifikationen zu werben und zudem verbindliche regionale Vereinbarungen zur Zulassung von über Ausbildungsbausteinen qualifizierten Altbewerbern zur Externenprüfung zu treffen. 6. die Länder auf, ihre vollzeitschulischen Berufsbildungsangebote entsprechend für Ausbildungsbausteine aus dem dualen System zu öffnen. “

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