NEUES BUCH BESTÄTIGT UMSTRITTENE THESEN DES UN-BILDUNGSBERICHTERSTATTERS MUNOZ “ Mit seinem Bericht über das deusche Schulsystem sorgte Venor Munoz, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, im März dieses Jahres für helle Aufregung. … Munoz’ herbe Kritik schlug seinerzeit bundesweit hohe Wellen: 650 Zeitungsartikel erschienen binnen eines Monats zustimmende, aber auch viele ablehnende. Vor allem der Vorwurf, eine Demokratie würde Menschenrechte verletzen, ging tief: Deuschland – ein Fall für amnesty international? Als der UN-Sonderberichterstatter Ende Juli erstmals wieder in Deutschland zu Gast war, erklärte er noch einmal, dass Menschenrechtsverletzungen kein Privileg von Diktaturen seien: … Im Prinzip, so Munoz, treffe es immer die gleichen: „Migranten und Menschen mit Behinderungen, häufig auch Frauen. Zugewanderte haben weltweit benachteiligten Zugang zu Bildung.“ Anlässlich des erneuten Munoz-Besuchs erschien ein Buch, das seine Thesen genauer unter die Lupe nimmt. Unter dem Titel „Recht auf Bildung. Zum Besuch des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen in Deutschland“ nehem mehr als 30 Fachautoren vom ehemaligen Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Wolfgang Edelstein, bis zum Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, detailliert Stellung zu Munoz’ Bericht – und kommen zu denselben Ergebnissen. Die Bildungsexperten liefern ein düsteres Bild der Situation all jener, die in der Bildungsdebatte nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen: Kinder von Flüchtlingen, Zuwanderern und Kinder mit Behinderungen. Kinder von Menschen ohne Aufenthaltsstatus, aber auch von Asylbewerbern haben demnach kaum Bildungschancen. Kinder von Asylbewerbern sind in drei Bundesländern gar nicht schulpflichtig. … Mehr als 400.000 Schülerinnen und Schüler – Kinder mit Behinderungen, aber auch mit Lernstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten – besuchen eine Schule, über deren Besuch ihre Eltern nicht freiwillig entscheiden und deren Sackgassen-Status unter Experten kaum noch umstritten ist. Es sei ein Skandal, dass Schulen Orte „kumulativer Chancenlosigkeit“ seien: Schüler aus sozial schwachen Familien und Kinder von Zuwanderern sind mehr als 50 Prozent überrepräsentiert. „Nicht die Menschen müssen sich dem Bildungssystem anpassen, sondern das Bildungssystem den Menschen“, kommentiert der Bildungsrechtler Munoz. “ Bernd Overwien, Annedore Prengel (Hrsg.): „Recht auf Bildung. Zum Besuch des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen in Deutschland. Verlag Barbara Budrich 2007, 321 Seiten, 29,90 Euro.
Quelle: epd-sozial Nr. 36/2007