Generation ‚Benefit‘? Wie Jugendliche ticken – erste Sinus-Jugend-Studie

EINBLICKE IN JUNGE LEBENSWELTEN “ Das Heidelberger Sinus-Institut hat im Auftrag von BDKJ und MISEREOR Lebenswelten junger Menschen mit dem Modell der Sinus-Milieus beleuchtet. Die heute vorgestellte Untersuchung gibt differenzierte Einblicke in die Lebensstile junger Menschen, über ihre Wertvorstellungen, Sehnsüchte, Zukunftsentwürfe, Einstellungen zu Gemeinschaft und Engagement. Erstmals zeigen die Sinus-Milieus die Haltung junger Menschen gegenüber Religion und Kirche. Für die qualitative Pilot-Studie hat das Institut 132 junge Menschen in drei Altersgruppen untersucht: Jugendliche (14 bis 19 Jahre), junge Erwachsene (20 bis 27 Jahre) und erstmals auch Kinder (9 bis 13 Jahre). Die Studie dient als „analytische Brille“. Sie trägt zum Verständnis bei, wie junge Menschen heute „ticken“. Dabei passt sich die Sinus-Milieustudie U27 in andere Jugend-Studien (wie Shell) ein. Durch ihre Verknüpfung der sozialen Lage mit der Wertorientierung einerseits sowie mit dem ästhetischen Empfinden andererseits leistet die Studie einen Beitrag für die Jugend- und Milieuforschung. Sie gibt Einblicke in die divergenten Lebenswelten junger Menschen und zeigt, wie sich einzelne Milieus in ihrer gesellschaftlichen Funktion und Bedeutung entwickeln. Grundorientierung, Gemeinschaft, Engagement und Einstellung zu Religion/Kirche: Die Sinus-Studie hilft nicht nur, junge Menschen zu verstehen, sondern auch, wie man sie erreichen kann. Jugend ist nicht gleich Jugend Sinus unterscheidet dabei sieben Milieus: Traditionelle, Bürgerliche, Konsum-Materialisten, Postmaterielle, Hedonisten, Moderne Performer und Experimentalisten. Dabei „ticken“ Jugendliche in den Milieus, was Lebensstil, Geschmack, Musikvorlieben, Medien-Nutzung, Zukunftsvorstellungen und Sehnsüchten angeht, sehr unterschiedlich. Während die traditionellen Milieus auf Bewährtes setzen („Das war bei uns schon immer so“), ist in Milieus mit Neuorientierung alles offen und möglich, probieren junge Menschen immer wieder Neues aus und kombinieren mit Bestehendem. Im hedonistischen Milieu leben Jugendliche im „Hier und Jetzt“, ohne Zukunftspläne, aber mit Selbsterfahrung stiftenden „Kicks“ (z.B Musik). Klare Abgrenzungslinien zwischen Milieus Überraschend ist, dass es in der soziokulturellen Landschaft zwischen bestimmten Milieus klare Abgrenzungslinien gibt. So entwickeln nahezu alle Milieus eine Distanz gegenüber dem Konsum-Materialisten-Milieu. „Die Realität ist in der Regel eine selbstverordnete und selbstbewusste Kontaktsperre“, heißt es in der Studie. Die hedonistischen und mehr noch die konsum-materialistischen Jugendlichen sind gesellschaftlich wenig akzeptiert, oft sogar „abgehängt“. Gemeinschaft übers Internet Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Milieus. So erleben junge Menschen Gemeinschaft heute primär übers Internet. „Die digitale Kommunikation ist eine primäre Form von Sozialität“ und damit von Zusammenleben. Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene in zukunftsorientierten Milieus sind Mobilität, Flexibilität sowie soziale und virtuelle Vernetzung entscheidend (z.B. die Internetforen SchülerVZ und StudiVZ ). Gleichzeitig gibt es aber auch Gegenströmungen zum Internet-Hype: Den Prozess der Entschleunigung. Wo das Internet dominiert, wird Papier wieder interessanter, was der Erfolg post-moderner Magazine belegt. Ästhetik, das Streben nach dem Schönen, spielt in allen Milieus eine entscheidende Rolle: Schönheit ist alles, das Outfit entscheidet. Übergreifend erkennbar ist auch eine ausgeprägte pragmatische, zielgerichtete Lebens-Perspektive. Spiritualität ja, Kirche nicht unbedingt. Die Sinus-Jugend-Studie zeigt, dass das Gros junger Menschen nach dem „Richtigen und Wahren“ sucht. Spiritualität ist demnach bei jungen Menschen angesagt. Die katholische Kirche und deren Organisationen erreichen mit ihrer Jugend(verbands)arbeit in Bezug auf Bekanntheit, Attraktivität, Engagement mehr als ein Drittel der jungen Milieus, hier vor allem die Traditionellen, die Bürgerlichen und die Post-Materiellen. In diesen Milieus leben etwa ein Viertel aller jungen Menschen. Bei den von Sinus diagnostizierten zukünftigen Leitmilieus, den Performern und Experimentalisten, haben die katholischen Verbände und Kirche insgesamt nur sporadischen oder überhaupt keinen Kontakt. Zu diesen beiden Milieus gehören etwa 39 Prozent aller Jugendlichen. Das erklärt die Studie unter anderem so: „Der Pragmatismus, die Technologie- und Medienaffinität und das insgesamt lustvolle wie verantwortungsbewusste Leben dieser Jugendlichen stellen Erwartungen an Kirche, die sie aus jugendlicher Sicht derzeit nicht erfüllt.“ Man finde in katholischen Jugendverbänden zwar Gemeinschaft und könne sich in Projekten engagieren – aber Sozialität findet man als Jugendlicher auch in anderen Sozialformen oder Organisationen. Dazu kommt, dass „die meisten keine Vorstellung davon haben, was für sie Vorteile und Nutzen einer katholischen Jugendarbeit sein könnten.“ “ Fünf deutschlandweite Termine im April präsentieren die Studie. Termine entnehmen Sie bitte dem Anhang oder aufgeführtem Link. Am 19. April in Nürnberg findet ein Zusatztermin statt. Die Studie ist bis Ende April zum Vorzugspreis von 45 Euro beim Verlag Haus Altenberg erhältlich. Ab Mai wird das Buch 55 Euro kosten. Bestellkontakt: bestellung@jugendhaus-duesseldorf.de, Telefon: 0211 / 4693 -128/129 www.jugendhaus-duesseldorf.de

http://www.bdkj.de
http://www.jugendhaus-duesseldorf.de
http://www.bdkj.de/index.php/307/0/

Quelle: BDKJ

Dokumente: Ausschreibung_SINUS_2008.pdf

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