Im EU-Vergleich zeigt sich, Deutschland ist weiterhin Hauptzielland von Migration

Auszüge aus der Unterrichtung der Bundesregierung – dem Migrationsbericht 2014:
“ (…) Zentrale Ergebnisse im Jahr 2014
Nachdem im Jahr 2006 mit etwa 662.000 Zuzügen die niedrigsten Zuwanderungszahlen seit der Wiedervereinigung registriert wurden, war in den Folgejahren wieder ein Anstieg der Zuzugszahlen festzustellen. Von 2013 auf 2014 wurde ein weiterer Anstieg von etwa 19% auf 1,46 Millionen Zuzüge registriert. Eine derartig hohe Zuwanderungszahl war zuletzt im Jahr 1992 zu verzeichnen. Bei ausländischen Staatsangehörigen wurde mit 1,34 Millionen Zuzügen die bislang höchste Zahl in der Wanderungsstatistik verzeichnet. Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Fortzüge im Vergleich zum Vorjahr um 15% auf 914.000 Fortzüge an, ebenfalls der bislang höchste registrierte Wert. Dadurch ergab sich im Jahr 2014 ein Wanderungsgewinn von 550.000 Menschen (Wanderungssaldo 2013: +429.000). ## Auch im Jahr 2014 war Polen wie seit 1996 das Hauptherkunftsland der Zuwanderer. (…) Weiter deutlich angestiegen ist auch die Zahl der Zuzüge aus Rumänien (191.861; +41,7% im Vergleich zum Vorjahr) und Bulgarien (77.790; +31,1% im Vergleich zum Vorjahr). Im Falle Rumäniens hat sich die Zahl der Zuzüge seit 2006 (23.844), dem Jahr vor dem EU-Beitritt, annähernd verachtfacht, im Falle Bulgariens fast verzehnfacht (2006: 7.655). (…) Dagegen ist gegenüber der Türkei bereits seit 2006 ein jährlicher Wanderungsverlust festzustellen (2014: -4.136).
## Eine differenzierte Betrachtung des Migrationsgeschehens nach einzelnen Zuwanderergruppen zeigt, dass sich der Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen von 2007 bis 2013 auf einem relativ konstanten Niveau hielt, nachdem von 2002 bis 2007 eine Halbierung der Zahl der erteilten Visa zu verzeichnen war (von 85.305 auf 42.219). Im Jahr 2014 stieg die Zahl der erteilten Visa zum Zweck des Ehegatten- und Familiennachzugs um 14,1% im Vergleich zum Vorjahr auf 50.564. Insbesondere der Nachzug syrischer Familienangehöriger ist stark angestiegen.
## Weiter deutlich angestiegen ist die Zahl der Asylbewerber. Im Jahr 2014 wurden 202.834 Asylanträge (Erst- und Folgeanträge) registriert (gegenüber 127.023 im Jahr 2013). Dies entspricht einem Anstieg um 59,7% im Vergleich zum Vorjahr. (…) Hauptherkunftsland ist Syrien. (…)
## Nach einem kontinuierlichen Rückgang von 2001 (98.484 Personen) bis 2012 (1.817 Personen), konnte in den beiden Folgejahren auch bei der Zuwanderung von Spätaussiedlern und ihrer Familienangehörigen ein leichter Wiederanstieg registriert werden. So stieg die Zahl der Zugänge im Rahmen des Spätaussiedlerzuzugs im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 133% auf 5.649 Personen. (…)
## Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland weiterhin im Vergleich zu den anderen EU-Staaten ein Hauptzielland von Migration ist und in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Hohe Zuwanderungszahlen haben auch das Vereinigte Königreich, Frankreich, Italien und Spanien, das von 2006 bis 2008 primäres Aufnahmeland in Europa war, aufzuweisen. (…)
Entwicklungen im Jahr 2015
Im Jahr 2015, insbesondere seit Jahresmitte, hat die Zuwanderung nach Deutschland weiter deutlich an Dynamik gewonnen. Dies ist vor allem auf die stark gestiegenen Zugänge an Asyl suchenden Menschen zurückzuführen. (…) Auch wenn keine abschließenden Aussagen für das Gesamtjahr 2015 getroffen werden können, ist davon auszugehen, dass der starke Zuzug weiter anhält und für 2015 mit der höchsten Zuwanderung seit Beginn der Registrierung im Jahr 1950 zu rechnen sein wird. Nach Angaben des Ausländerzentralregisters (AZR) stieg die Zahl der Zuzüge im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf insgesamt 668.223 Zuzüge (1. Halbjahr 2014: 501.293 Zuzüge). (…) ## Die Zahl der Asylantragsteller lag in den ersten elf Monaten des Jahres 2015 bei etwa 425.000 Personen. Dies bedeutet eine Erhöhung um 134% im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der tatsächliche Zugang von Asylsuchenden liegt jedoch höher, da die formale Asylantragstellung derzeit zum Teil erst mit einer zeitlichen Verzögerung möglich ist. So wurden im sogenannten EASY-System (Erstverteilung der Asylbegehrenden auf die Bundesländer) im Zeitraum von Januar bis November 2015 etwa 965.000 Personen registriert, wobei Fehl- und Mehrfacherfassungen nicht ausgeschlossen sind. Als Folge des Asylzugangs steigt auch der Familiennachzug weiter an. So wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 bereits fast so viele Visa zum Zweck des Familiennachzugs erteilt (49.000 Visa) wie im gesamten Vorjahr. Auch das Ausländerzentralregister (AZR) bestätigt einen Anstieg des Familiennachzugs für das erste Halbjahr 2015 um 22% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insbesondere bei syrischen Staatsangehörigen wurde eine starke Zunahme der Nachzugszahlen verzeichnet. So sind im ersten Halbjahr 2015 4.552 syrische Staatsangehörige im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland eingereist, darunter fast zwei Drittel Kinder. (…)
## Im Rahmen der EU-Binnenmigration ist die Zuwanderung von Staatsangehörigen aus den anderen EU-Staaten nach Angaben des AZR im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 9% weiter leicht angestiegen. Aufgrund des überproportionalen Zugangs von Drittstaatsangehörigen, insbesondere von Asylsuchenden, sank der Anteil der EU-Binnenmigration an der Gesamtzuwanderung jedoch von 60% auf etwas unter die Hälfte. (…) „

Quelle: Pressedienst des Deutschen Bundestages

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