Effektivität pädagogischer Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

Der Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen e. V. (BVkE) hat in Kooperation mit dem Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) eine Evaluation stationärer Jugendhilfemaßnahmen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge/Ausländer durchgeführt.

Veränderungen zwischen Beginn und Ende der Jugendhilfe

Die Unterbringung zu Hilfebeginn erfolgt in 71,1 % der Fälle in Wohngruppen, die ausschließlich mit UMF belegt werden, und in 18,1 % in gemischten Wohngruppen. Bis zum Hilfeende nehmen teilbetreute Settings (9,5 %) leicht zu.

Während der im Schnitt ca. 11 Monate dauernden Jugendhilfe gelingt es, die Deutschkenntnisse merklich zu steigern. Wiesen zu Beginn der Hilfe noch 29,7 % keine Deutschkenntnisse auf, so waren es zum Hilfeende nur noch 6,0 %. Der Anteil, der (sehr) gut oder fließend Deutsch spricht erhöhte sich während der Hilfe hingegen von 14,3 % auf 50,5%.

Ein ähnlich positives Bild zeigt sich auch bezüglich der Effektstärken, die in der pädagogischen Arbeit mit den jungen Flüchtlingen vorliegen. Sie sind mit dem Dokumentationsverfahren EVAS erfasst, mit dem bundesweit bislang mehr als 50.000 Erziehungshilfen evaluiert wurden. Das Ausmaß der damit bei den UMF dokumentierten Effekte übertrifft sogar das Niveau, das Jugendhilfe in der Arbeit mit Jugendlichen ohne Migrationshintergrund erreicht.

Wirkfaktoren

Im Rahmen der Evaluation wurde auch überprüft, welche Faktoren für die oben beschriebene, gute Effektivität verantwortlich sind.

Folgenden Aspekten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu:

  • Umfassendes Clearing vor Beginn der Jugendhilfe, das sich aus Klärung des Entwicklungsstandes und Diagnostik des therapeutischen Hilfebedarfs zusammensetzt;
  • Hilfedauer: Ab einer Hilfedauer von 1 Jahr werden merklich positive, ab 1,5 Jahre sogar herausragende Ergebnisse erreicht;
  • Aktive Kooperation der jungen Menschen im Rahmen der Hilfe;
  • Qualität der Beziehung zwischen jungem Mensch und Fachkraft;
  • Betreuungssetting: Spezifische UMF-Gruppen erreichen bessere Ergebnisse als gemischte Gruppen;
  • Aufenthaltsstatus: Die Effektstärken nehmen von Duldung über Gestattung zu Erlaubnis jeweils merklich zu.

Folgende Ausgangslagen weisen hingegen keinen Zusammenhang zur Effektivität auf: Alter, Geschlecht, Herkunft, Schulbesuch in der Heimat und Fluchtdauer.

Bewertung der Evaluation

Die ausführlichen Ergebnisse sowie Fachbeiträge mit Bewertung der Studie aus unterschiedlichen Blickwinkeln werden im Buch „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Jugendhilfe“ herausgegeben von Michael Macsenaere, Thomas Köck und Stephan Hiller dargestellt. Das Buch ist im Lambertus Verlag erschienen.

Quelle: Bundesverband Katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen e. V. (BVkE)

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