Ausbildungsmarkt 2017: Eine Erfolgsmeldung oder ein Armutszeugnis?

Regionale Unterschiede
Die Bundesregierung weist in einer Information zum Arbeitsmarkt im Oktober auch auf erhebliche regionale Unterschiede hin: In Süddeutschland, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und im Saarland gab es deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Dagegen fehlten betriebliche Ausbildungsplätze vor allem in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Nicht vermittelte Bewerber/-innen versus offene Stellen
Wegen zunehmender Passungsprobleme bei Angebot und Nachfrage – regional, berufsfachlich und qualifikatorisch – waren Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Ende September 2017 waren es 48.900 unbesetzte Stellen, 5.500 mehr als im Vorjahr. Vor allem im Handwerk sowie im Hotel- und Gastgewerbe blieben Stellen offen.

Dem gegenüber standen 23.700 Bewerberinnen und Bewerber, die bis zum 30. September 2017 nicht von der BA vermittelt werden konnten. Das sind 3.200 Ausbildungsplatzsuchende mehr als vor einem Jahr. Wer einen Ausbildungsplatz in Büro- oder Verwaltungsberufen, der Kraftfahrtzeug-Technik, Informatik oder in der medizinischen Fachassistenz suchte, hatte viele Mitbewerber. Hier gab es viel weniger Ausbildungsstellen als Interessenten.

Zu den 23.700 Bewerber/-innen kommen noch 56.500 Jugendliche hinzu, die auch eine betriebliche Ausbildung beginnen wollten, aber mangels einer Stelle eine Alternative gewählt haben, wie z. B. den weiteren Schulbesuch. Ihren Vermittlungswunsch erhalten sie durchaus aufrecht.

Gleichzeitig befinden sich 300.000 Jugendliche in den zahllosen Maßnahmen im Übergang von der Schule in die Ausbildung. Rund 1,2 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren haben keine abgeschlossene Ausbildung, befinden sich nicht in Ausbildung, in einem Studium oder einem Freiwilligendienst. Die Ausbildungslosigkeit in dieser Gruppe liegt laut Statistischem Bundesamt bei 13 Prozent.

Langzeitarbeitslosigkeit vermeiden – Assistierte Ausbildung ausweiten
Die stellvertretende DGB Vorsitzende Elke Hannack macht deutlich:
„Wer Langzeitarbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung bekämpfen will, muss bei der Ausbildungslosigkeit ansetzen. Das Thema gehört ganz oben auf die Agenda der nächsten Bundesregierung. Doch bei den Jamaika-Sondierungen findet sich dazu bisher kein Wort. Die potenziellen Koalitionsparteien müssen hier nachlegen. Die Bundesregierung muss die Assistierte Ausbildung ausweiten, damit wir mehr betriebliche Ausbildungsplätze bekommen. Wir werden in den künftigen Jahren nicht umhin kommen, gerade in Regionen mit einem angespannten Ausbildungsmarkt auch außerbetriebliche Ausbildung anzubieten. Die Fliehkräfte in unserer Gesellschaft wachsen, wenn eine konstant hohe Zahl von Jugendlichen den Sprung in Ausbildung nicht schafft und gleichzeitig eine wachsende Zahl an betrieblichen Ausbildungsplätzen offen bleibt.“

Nachvermittlung von Ausbildungsstellen
BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker vertritt die optmistische Auffassung, dass wenn Bewerber auch Alternativen jenseits ihres Traumberufes in Erwägung ziehen und Betriebe sich hinsichtlich nicht ganz so guter Kandidaten offen zeigen, in der Nachvermittlungszeit noch Ausbildungsverhältnisse zustande kommen.“

Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Bundesregierung Newsletter Arbeitsmarkt im Oktober; DGB; epd

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