Arbeitsmarktsituation junger Menschen

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) legt eine Arbeitsmarktberichterstattung zu jüngeren Menschen ohne Berufsabschluss vor: Jüngere Menschen ohne berufsqualifizierenden Abschluss sind häufiger arbeitslos, seltener in Vollzeit beschäftigt und geringer entlohnt als Fachkräfte. Von den in Deutschland lebenden Jüngeren hat gut jeder fünfte keinen Berufsabschluss – aber nur jeder neunte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Fast zwei Drittel der jüngeren sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Berufsabschluss sind Männer. Zugleich weisen Beschäftigte ohne Berufsabschluss eine hohe Teilzeitquote auf. Für jüngere Menschen ohne Berufsabschluss bleibt das verarbeitende Gewerbe der zahlenmäßig bedeutsamste Wirtschaftsabschnitt. Allerdings gewinnen die Zeitarbeit und der Bereich hochwertiger Dienstleistungen an Bedeutung. Der Anteil von jüngeren Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung an den Arbeitslosen liegt doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Bevölkerung dieser Altersgruppe. Arbeitslose Jüngere ohne berufsqualifizierenden Abschluss sind häufiger männlich, Ausländer, im Rechtskreis SGB II und langzeitarbeitslos als arbeitslose jüngere Fachkräfte.

Auszüge aus der Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit:

„Überblick: Menschen ohne Berufsabschluss am Arbeitsmarkt

Der Wandel zu einer dienstleistungs- und wissensbasierten Ökonomie stellt für die Erwerbsbeteiligung von Menschen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung eine große Herausforderung dar. Das gilt insbesondere für jüngere Menschen, die das übliche Ausbildungsalter bereits hinter sich haben, dem Arbeitsmarkt aber noch viele Jahre zur Verfügung stehen werden. (…)

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hatten im Jahr 2010 15 Prozent der Bevölkerung im Alter von 25 bis unter 35 Jahren keinen berufsqualifizierenden Abschluss und waren nicht in Ausbildung. Dabei zeigen sich große regionale Unterschiede. Diese sind aktuellen, unveröffentlichten Analysen des IAB zufolge vor allem auf Zuwanderungseffekte zurückzuführen. (…) Der Anteil von Menschen ohne Berufsabschluss an den jüngeren Arbeitslosen reicht von 30 Prozent in Thüringen bis zu 60 Prozent in Bremen, ihr Anteil an den jüngeren Beschäftigten von 5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 14 Prozent in Nordrhein-Westfalen.

Mit dem Strukturwandel weg von einer Industrie-, hin zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft geht eine Veränderung der Nachfrage nach Arbeitskräften einher. So verzeichnet die Beschäftigung von Akademikern kontinuierliche Zuwächse, wohingegen sie bei Ungelernten immer weiter zurückgeht. Zugleich haben Menschen ohne Berufsausbildung ein hohes Risiko arbeitslos zu sein: So lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote bei Menschen ohne berufsqualifizierenden Abschluss im Jahr 2009 bei 22 Prozent. (…)

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lebten im Jahr 2010 in Deutschland 9,8 Millionen jüngere Menschen im Alter von 25 bis unter 35 Jahre. Davon hatten 1,5 Millionen (15 Prozent) bisher keinen berufsqualifizierenden Abschluss erworben und aktuell nicht in Schule, Studium oder Ausbildung. Auch von den 53,9 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) waren 15 Prozent (8,1 Millionen) ohne Berufsabschluss und zugleich nicht in Schule, Studium oder Ausbildung.

Der Anteil von Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist vor allem bei arbeitslosen Jüngeren sehr hoch: Von den in Deutschland lebenden Jüngeren hat gut jeder Vierte (noch) keinen Berufsabschluss. Dies gilt nur für jeden neunten sozialversicherungspflichtig beschäftigten aber fast für jeden zweiten arbeitslosen Jüngeren. (…)

Arbeitslosigkeit jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss

Im September 2011 hatten 309.000 der jüngeren Arbeitslosen keinen berufsqualifizierenden Abschluss, das war fast jeder Zweite der 646.000 arbeitslosen Jüngeren. (…)

Die Arbeitslosigkeit jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss und jüngerer Fachkräfte hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr unterschiedlich entwickelt: Während die Zahl der arbeitslosen jüngeren Fachkräfte gegenüber September 2001 um 34 Prozent auf 315.000 zurückgegangen ist, stieg die Zahl arbeitsloser jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss um 10 Prozent auf 309.000 an. Damit hat sich der Anteil von Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung an den arbeitslosen Jüngeren innerhalb von zehn Jahren erheblich erhöht: Kamen im September 2001 noch drei jüngere Arbeitslose ohne Berufsabschluss auf fünf jüngere arbeitslose Fachkräfte, so ist das Verhältnis im September 2011 nahezu bei eins zu eins.

Arbeitslose Jüngere ohne berufsqualifizierenden Abschluss sind häufiger männlich, Ausländer, im Rechtskreis SGB II und langzeitarbeitslos als arbeitslose jüngere Fachkräfte. Mit 54 Prozent waren über die Hälfte der jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung Männer (…). Von den Arbeitslosen ohne berufsqualifizierenden Abschluss waren 27 Prozent Ausländer (…). Mit 91 Prozent wurde der weit überwiegende Teil der jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Rechtskreis des SGB II betreut (…). Schließlich war ein Drittel der jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung (…) langzeitarbeitslos. (…)

Die von jüngeren Arbeitslosen ohne Berufsabschluss angestrebten Berufe spiegeln häufig die fehlende Berufsausbildung. So werden von Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung häufig Tätigkeiten angestrebt, die keine spezifische Ausbildung voraussetzen, wie beispielsweise eine Beschäftigungen als Kraftfahrzeugführer, Pförtner, Lager- und Transportarbeiter, Verkäufer oder Kellner.

Bezogen auf die arbeitslosen Jüngeren ohne Berufsabschluss suchten 63 Prozent eine Tätigkeit als Helfer, wogegen von den arbeitslosen Fachkräften lediglich 15 Prozent den Wunsch nach einem Helferberuf äußerten. Betrachtet man ausschließlich diejenigen jüngeren Arbeitslosen, die eine Beschäftigung als Helfer suchen, haben 80 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung und 19 Prozent sind Fachkräfte.

Eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt fällt jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung wesentlich schwerer als arbeitslosen jüngeren Fachkräften. (…)

Die Abgangsrate arbeitsloser Jüngerer ohne Berufsabschluss in Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt lag mit 5,3 Prozent im September drei Mal niedriger als bei Fachkräften (15,0 Prozent). Anders als die Abgangschancen von jüngeren Fachkräften sind die Chancen jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt zumindest zeitweise zu beenden in den vergangenen Jahren auch nur in geringem Umfang gestiegen. (…)“

Die BA hält auf ihrer Statistik-Seite weitere Arbeitsmarktberichte sowie darüber hinausgehende Daten bereit.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

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