Politisches Fachgespräch „Wir geben keinen jungen Menschen auf“

„Wir können es uns nicht leisten, dass auch in Zukunft junge Menschen ohne Ausbildung und Perspektive auf ein eigenständiges Leben bleiben.“ Mit diesem Fazit kommentierte Walter Würfel, Sprecher des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit, das politische Fachgespräch, das vergangene Woche Mittwoch unter dem Titel „Verlorene Jugendliche?“ in Berlin stattfand. Ziel des Abends war es, auf die Situation von jungen Menschen aufmerksam zu machen, die mit den Angeboten von Bildung und sozialpädagogischer Unterstützung nicht erreicht oder genügend gefördert werden.

Deutlich gestiegenes Armutsrisiko für junge Menschen ohne Berufsabschluss

Der Bildungsbericht 2010 legt offen: 17 Prozent der jungen Menschen bis 29 Jahre in Deutschland bleiben ohne Berufsabschluss. Das Armutsrisiko dieser Gruppe ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, fast eine Million Jugendliche leben von Hartz IV. Laut einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) blieb die Zahl der so genannten „aussanktionierten“ Jugendlichen ohne Anspruch auf staatliche Hilfen in den vergangenen Jahren hoch, ein Leben unter dem Existenzminimum ist häufig die Folge.
„Wir fordern die Verantwortlichen in der Politik auf, vor der Ausgrenzung dieser Gruppe junger Menschen die Augen nicht zu verschließen, sondern ihnen Wege zurück in die Gesellschaft zu ermöglichen“, so Walter Würfel.

Die Bundesarbeitsgemeinschaften der Katholischen Jugendsozialarbeit sowie der örtlich regionalen Träger der Jugendsozialarbeit präsentierten im Rahmen des politischen Fachgesprächs erste Ergebnisse ihrer Studien „Verlorene Jugendliche am Übergang Schule – Beruf“ und „Niedrigschwellige Ansätze der Jugendsozialarbeit“. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Verbänden intensiv über die Risiken und Ursachen für die Ausgrenzung junger Menschen, mögliche Konzepte zur nachhaltigen Förderung sowie die zukünftigen Aufgaben von Politik und Jugendsozialarbeit.

Jugendliche mit besonderem Förderbedarf und multiplen Problemlagen erreichen

„Wir brauchen neue Zugangswege in der beruflichen Integrationsförderung“, forderten die Vertreter des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit. Dies müssen niedrigschwellige Angebote der Jugendsozialarbeit ebenso wie gelingende Kooperationen zwischen Agentur für Arbeit, ARGE und Jugendamt sein. Im Vordergrund steht die intensive Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen durch Fachkräfte. „Nur so erreichen wir auch Jugendliche mit besonderem Förderbedarf und multiplen Problemlagen“, sich sich die Fachkräfte der Jugendsozialarbeit einig.

Quelle: Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit; BAG KJS; BAG OERT

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